Die Nachricht kommt überraschend: Peter „Hennes“ Wongrowitz wird zum Ende der Saison 2015/16 als Trainer der TSG Herdecke aufhören. Im Sommer hatte der Herdecker den Fußball-A-Ligisten übernommen. „Eine Herzensangelegenheit“, wie er damals betonte.
Nun sieht der 64-Jährige seinen „Auftrag als erfüllt“ an, wie er im Gespräch erklärt. „Jetzt ist alles auf Kurs, der Verein hat sich in der Liga etabliert und wird als kompletter Verein, also nicht nur mit einer Mannschaft, wieder wahrgenommen. Darauf kann ein anderer Trainer jetzt aufbauen“, sagt Peter Wongrowitz, der mit der TSG eine Vereinbarung über ein Jahr getroffen hatte.
„Um den Handlungsspielraum für die Verantwortlichen des Vereins so groß wie möglich zu halten, ist diese frühe Bekanntgabe nötig“, sagt Wongrowitz. „Ich gehe mit einem weinenden Auge, denn ich habe viel Unterstützung erhalten und möchte auch Danke sagen“, so der Coach.
„Wir bedauern seine Entscheidung, respektieren sie aber“, sagt Dirk Grapentin, zweiter Vorsitzender der TSG. „Er hat es geschafft, Strukturen zu schaffen, und eine Menge bewegt“, sagt Grapentin.
„Der Verein hat es nach dem Abstieg aus der Bezirksliga geschafft, den totalen Absturz zu verhindern und ist auf dem richtigen Weg“, erklärt Wongrowitz. Mit Helmut Scholz habe die TSG „einen Torwarttrainer der Extraklasse, das ist in der Liga nicht alltäglich“. Wongrowitz lobt auch explizit seinen Co-Trainer Kerim Baba: „Mit seiner Erfahrung aus dem Profibereich und seiner ruhigen und sachlichen Art hat er ein gutes Standing bei der Mannschaft.“
Personell sieht er die erste Mannschaft ebenfalls gut aufgestellt. „Wir mussten ein neues Team zusammenstellen. Das war nicht einfach, aber wir hatten auch das Glück, dass aus der A-Jugend-Meistermannschaft von Lorenzo Cordi die Jungs, die er uns empfohlen hatte, auch eingeschlagen haben“, zieht Wongrowitz eine Zwischenbilanz. „Der Rest war viel Kleinarbeit, dabei waren meine vielen Kontakte schon von Vorteil. Es war eine sehr intensive Zeit, manchmal hatte ich das Gefühl, ich hätte ein Büro im Extrablatt. Dort wurden viele Gespräche geführt und es gab natürlich auch Absagen“, blickt Wongrowitz zurück. Allerdings habe das auch alles viel Kraft gekostet.
Keinen neuen Job „in petto“
Der sportliche Erfolg hat sich bei den Bleichstein-Kickern mittlerweile eingestellt. „Zwei Punkte hinter der Tabellenspitze zu liegen, ist hervorragend, aber das ist auch nur eine Momentaufnahme. Der vierte Tabellenplatz ist der Verdienst der Mannschaft, die sich mit viel Engagement und Klasse präsentiert hat. Jetzt gilt es, trotz einiger Baustellen die Kräfte für die Rückrunde zu mobilisieren und zu versuchen, die kurzfristigen Ziele zu erreichen. Danach muss unbedingt langfristig gedacht und auf die Jugend gesetzt werden“, wünscht sich Wongrowitz.
Für seine Nachfolge habe er gegenüber der Vereinsspitze „ein paar Empfehlungen ausgesprochen“. Dazu zählt auch Paul Polok, derzeit noch aktiver Spieler der TSG. „Ihm würde ich das zutrauen, aber das muss der Verein entscheiden“, sagt Wongrowitz.
Der erfahrene Trainer und Ex-Scout des BVB hat, was einen anderen Job angeht, nach eigener Aussage „nichts in petto. Da wird sich schon was ergeben“, sagt er gelassen. „Erstmal wollen wir mit Herdecke noch weiter Gas geben.“ Und sollte die TSG auch nach dem Sommer noch seinen Rat wünschen, „stehe ich natürlich bereit“.