Doch was ist die Sportstättenentwicklungsplanung überhaupt? Die SEP schließt im Grunde an die alte „Prioritätenliste“ der Stadt Bochum an und bestimmt, welcher Anlage wann und vor allem in welchem Umfang eine Sanierung oder Neugestaltung zusteht. Laut dem SEP sollen einige Sportanlagen geschlossen und Vereine entsprechend „umgesiedelt“ werden.
Dem o.g. Aufruf der Fachschaftsleitung, des Stadtsportbundes (SSB) und des Kreisvorstands des FLVW, waren etliche Vereinsvertreter am Dienstagabend in die Rewirpowerlounge des Bochumer Stadions gefolgt.
Klaus Retsch, Amts- und Institutsleiter des Bochumer Sport- und Bäderamtes, führte die Anwesenden durch die SEP (Teil 1 – Fußball). Die SEP basiert u.a. auf der 2007/08 in Auftrag gegeben „Hübner-Studie“ und ermittelt für den Betrachtungszeitraum 2014-2020, welche Auswirkungen die demographische Entwicklung der Bochumer Bevölkerung, das gegenwärtige und absehbar künftige Nutzungsverhalten und der jeweilige Zustand und Sanierungsbedarf der Sportstätten in Bochum haben wird. Diese Berechnung wurde sowohl für die gesamte Stadt, als auch für die einzelnen Stadtbezirke erstellt.
Bei der Veranstaltung wurden folgende Kernaussagen getroffen:
- Die Zahl der aktiven Vereinsfußballer wird bis 2020 abnehmen
- Derzeit gibt es in Bochum einen zunehmenden Überhang an Spielfeldern (in Relation zur Nutzung)
- Im Bochumer Süden und Südwesten besteht jeweils ein Fehlbedarf an Sportstätten
- Alle Bochumer Anlagen wurden sowohl sportlich als auch wirtschaftlich bewertet
Daraus resultiert, dass mit den Anlagen „Höntroper Straße“, „Am Nordbad“, „Berliner Straße“, „Am Hausacker“, „Auf der Heide“ und „Ümminger See“ gleich sechs Sportanlagen geschlossen werden sollen. Damit würden der FC Höntrop (zum FSV Sevinghausen), BW Grümerbaum (zu Vorwärts Kornharpen) und SV Teutonia Riemke (zur Zeit noch in Prüfung) ihre sportliche Heimat verlieren.
Perspektivisch mit einem Kunstrasen aufgewertet werden sollen u.a. die Sportstätten des TuS Querenburg (Hustadtring), CSV Bochum (Hasenwinkler Straße), Waldesrand Linden (Waldesrand) und SF Westenfeld (Schulzentrum Westenfeld). Wann genau die Anlagen aufgewertet werden sollen, steht bei einem jährlichen Budget von 1,6 Millionen Euro seitens der Stadtverwaltung in den Sternen, vor allem bei einem Investitionsbedarf von insgesamt 16 Millionen Euro (!).
Während der Präsentation taten sich bei einigen Vereinsvertretern Unruhen auf: Es herrschte regelrechtes Unverständnis für die neu präsentierte Prioritätenliste. Einige Vertreter unbetroffener Vereine solidarisierten sich für die Clubs, deren Anlagen zur Schließung vorgesehen sind. Es schien, als hätten sich einige Vereine lang nach einem Forum wie diesem gesehnt. Der ein oder andere sprach sich den Frust von der Seele. „Das ist Mängelverwaltung“, oder „man muss den Sport auch wollen“ waren nur zwei vieler Wortmeldungen. Retsch diskutierte sachlich mit und verwies stets auf die finanziellen Einschränkungen.
Das Dokument mit allen Informationen gibt es auf den Seiten der Stadt Bochum (siehe Info-Box rechts).
Die SEP wird derzeit in den Bezirksvertretungen und Fraktionen diskutiert und soll im Juni 2015 im Ausschuss für Sport und Freizeit beschlossen werden.