Fünf Spieltage, fünf Niederlagen, 2:27 Tore, kein Grund zur Aufregung. Bei den Sportfreunden Marxloh gehen die (Stech-)Uhren etwas anders. Die 0:1-Niederlage gegen den verlustpunktfreien Tabellenzweiten VfB Lohberg ging daher ohne weiteres als Achtungserfolg durch. "Die Lohberger haben schon einige Fans, die auch richtig Stimmung für ihre Mannschaft machen. Nach dem Spiel haben sie uns applaudiert und sogar abgeklatscht, weil wir uns achtbar aus der Affäre gezogen haben. Das war eine sehr faire und schöne Geste", fand Marxlohs Spielertrainer Abdullah Özcan. Wobei Trainer fast ein wenig dick aufgetragen ist. Seit sechs Jahren erst gibt es die Sportfreunde überhaupt - und seither lautet das vereinseigene Credo: Ohne Proben nach oben. "Wir haben noch nie trainiert. Wir spielen nur sonntags", erklärt Özcan wie selbstverständlich. Nun ist Training im Vergleich zu Spielen so populär wie Omas Geleebananen neben Kinder-Schokolade. Warum also nicht einfach Rosinen picken. Wenn man es sich doch leisten kann.
Die Motive sind vielfältig und doch schnell skizziert: Job, Familie, Freunde. "Unsere Mannschaft besteht zum Großteil aus ehemaligen Landes-, Bezirks- oder Kreisliga-A-Spielern, die alle miteinander befreundet sind und jetzt andere Prioritäten gesetzt haben", sagt Özcan. Ein Fall für die Freizeitliga? Nein, findet der Coach, im echten Leben Sportlehrer. "Als wir die Mannschaft gegründet haben, waren wir alle Mitte 20 und fühlten uns zu gut, um nur mit Thekenmannschaften zu spielen. Und so richtig falsch lagen wir damit ja nicht." Zwei Aufstiege scheinen ihnen Recht zu geben. Im letzten Jahr sprang sogar Rang acht dabei heraus. Daher gerät in Marxloh angesichts des desaströsen Saisonstarts auch niemand aus der Ruhe. "Wir hatten keine Vorbereitung und kein einziges Testspiel. Uns war klar, dass uns die Mannschaften in den ersten Spielen in Grund und Boden rennen. Der Kern der Truppe ist zwar inzwischen mehr oder weniger deutlich über 30, allmählich macht sich die Spielpraxis aber bemerkbar. "Am Anfang hatten wir nur Luft für 60 Minuten. Mittlerweile sind es schon 70, 80", sagt der 33-Jährige.
Um auch konditionell mitzuhalten, hat sich der A-Ligist in den letzten Jahren allerdings auch teilweise verjüngt. Mit den überzeugendsten Argumenten können die Duisburger freilich nicht punkten. Dass der Klub kein Geld zahlt, versteht sich beinahe von selbst. Gleichwohl gelang es, einige Nachwuchskräfte zu überzeugen. "Die meisten halten sich mittlerweile auch bei McFit in Form." Doch nicht nur deshalb ist Özczan überzeugt, dass es ein viertes Jahr in Folge Kreisliga-A-Fußball in Marxloh trotz des verkorksten Saisonstarts möglich ist. Den Druck haben jedenfalls die anderen.