Beim BVB laufen die Zukunftsplanungen auf Hochtouren. Zuletzt konnten die Verantwortlichen rund um Sportdirektor Sebastian Kehl ein umworbenes Juwel langfristig an den Verein binden: U19-Mannschaftskapitän Kjell-Arik Wätjen.
Der zentrale Mittelfeldspieler wurde mit einem Profivertrag ausgestattet und bis Juni 2028 an den Verein gebunden. Bis vor Kurzem soll einmal mehr RB Salzburg um seine Dienste geworben haben, nun aber die Entscheidung für Schwarz-Gelb.
Dort spielt Wätjen seit der U10, durchlief alle Jugendmannschaften und gewann im vergangenen Sommer mit der deutschen U17-Nationalmannschaft die Europameisterschaft. Bereits seit der Teilnahme am Wintertrainingslager in Marbella mit der Profimannschaft gehört er regelmäßig der Trainingsgruppe von BVB-Cheftrainer Edin Terzić an.
U19-Trainer Mike Tullberg ist stolz: „Kjell hat in den letzten Monaten eine Riesenentwicklung genommen. Mir ist wichtig zu betonen, dass wir als ganzer Verein darauf stolz sein können. In seiner Zeit beim BVB haben ihn viele Trainer und Verantwortliche betreut. Auch, wenn ich ihn in seinen letzten Schritten im Jugendbereich begleite, ist es sein bisheriger Weg somit nicht nur ein Erfolg von Mike Tullberg, sondern des ganzen Nachwuchsleistungszentrums von Borussia Dortmund.“
BVB U19: Wätjen wurde zuletzt Kapitän
Im Nachwuchsbereich der Borussen ist das Talent zuletzt zum Mittelfeldmotor mit Torgefahr gereift. Zehn Treffer und acht Vorlagen in 20 A-Junioren-Meisterschaftsspielen - eine Hammer-Quote. Dazu wurde ihm kürzlich die Rolle des Spielführers zugesprochen.
„Was er in den letzten sechs Monaten dazu gelernt hat, ist Torgefahr auszustrahlen. Dazu setzt er vermehrt auf Läufe in die Tiefe und drängt sich in die Box. Defensiv packt er auch mittlerweile mehr zu, wirkt aggressiver und holt sich auch mal die eine oder andere gelbe Karte ab“, analysiert Tullberg den Fortschritt seines Spielers.
Mit gerade einmal 18 Jahren wäre der Deutsch-Schwede in der kommenden Saison theoretisch sogar noch für den Jugendbereich spielberechtigt und hat den Sprung in den zu den Profis damit frühzeitig geschafft. Ein Verdienst zielorientierter und professioneller Ausbildung: „Daran messen wir uns. Wenn Paris (Brunner, Anm. d. Red.) sich dazu entscheidet zu bleiben, dann würden wir schon zwei Spieler dieses Jahrgangs zu den Senioren abgeben“, erzählt Tullberg.
Der Bundesligist weiß die bodenständige, charakterlich unkomplizierte Art seines Talents zu schätzen. Er gilt als Taktgeber und Führungsfigur, ist von Sechs bis Zehn überall im Mittelfeld aufgehoben, besticht mit seiner Qualität und dem Tempo im Umschaltspiel.
Nicht selten unterliegen Jugendspieler mit Profi-Perspektive ihrem eigenen Größenwahn - nicht aber Wätjen. „Als er den Profivertrag unterschrieben hat, wurde er gefragt, was sein Ziel sei. Man könnte glauben, dass ein Junge dann antwortet in der Bundesliga oder Champions League aufzulaufen. Doch seine Antwort war, dass er Westdeutscher Meister werden möchte. Das sagt viel über ihn aus. Er denkt immer nur von A bis B“, verriet Tullberg.
Der in der Nachwuchsarbeit erfahrene Coach prophezeit Spielern mit dieser charakterlichen Einstellung eine höhere Wahrscheinlichkeit, langfristig im Profifußball zu landen. Dafür reicht ein Blick auf seine ehemaligen Schützlinge: „Ob Tom Rothe, Colin Kleine-Bekel (inzwischen beide Holstein Kiel) oder Julian Rijkhoff (inzwischen Ajax Amsterdam) - meist waren es die Spieler, die erstmal klein gedacht und Extraeinheiten geschoben haben, die am Ende ihren Weg gegangen sind.“
Mit der A-Jugend des BVB steht Wätjen in dieser Spielzeit an der Tabellenspitze und könnte bei einem Sieg am kommenden Wochenende (13. April, 11:00 Uhr, gegen Fortuna Düsseldorf U19) die Westdeutsche Meisterschaft feiern. Rohdiamanten schleifen und zeitgleich Titel sammeln - ein Beweis für die gute Arbeit des BVB und Coach Tullberg: „Wenn die Ausbildung Früchte trägt und wir dazu noch gute Ergebnisse erzielen, dann ist es für uns der Jackpot.“