Der Name Jacobs hat in Mönchengladbach nicht unbedingt einen guten Klang, schließlich stieg die Borussia unter dem damaligen Präsidenten Wilfried Jacobs in die zweite Liga ab. Für weitaus positivere Schlagzeilen sorgt derzeit Steven Jacobs in der Gladbacher U19. Der Youngster ist zwar weder verwandt noch verschwägert mit dem Ex-Funktionär, beweist als Kapitän seines Teams aber ebenfalls Führungs-Qualitäten. Er ist ein vorbildlicher Spielführer, der immer alles gibt, seine Leidenschaft zeichnet ihn aus. Auf Steven kann man sich verlassen, lobt Trainer Uli Sude.
Der Angesprochene selbst gibt sich aber bescheiden: Es ist eine Ehre, bei der Borussia die Binde zu tragen. Ich muss die Truppe gut organisieren, mich auch außerhalb des Platzes vernünftig präsentieren und viel mit den Jungs sprechen. Die nötige Amts-Erfahrung sammelte der Belgier bereits in der U17-Nationalmannschaft seines Heimatlandes und beim RSC Anderlecht. Von dort wechselte er 2004 auch zum Borussen-Park, mit gerade einmal 17 Lenzen. Die ersten zwei, drei Monate sind mir sehr schwer gefallen, da war ich vielleicht noch nicht reif genug. Ich habe noch nicht so gut deutsch gesprochen, daher fehlte mir ein bisschen das Selbstbewusstein, erklärt der Mittelfeld-Allrounder, zudem war es eine Umstellung, auf einmal so körperlich zu spielen. Daher hatte ich oft Angst in den Zweikämpfen, war das erste halbe Jahr ständig verletzt.
Das ist mittlerweile Vergangenheit, Jacobs hat sich einen Freundeskreis aufgebaut, spielte in dieser Saison jedes Match durch, musste nur gegen Bayer Leverkusen mit einem Zehenbruch pausieren. Und durfte in den vergangenen Pokalspielen sogar fürs Oberliga-Team ran, bei dem er bereits die komplette Vorbereitung bestritt. Nicht nur deshalb ist der 18-Jährige ganz dicht dran an der Profi-Mannschaft, auch räumlich trennt ihn nicht viel von den Stars. Ich wohne im Jugend-Internat, habe mein eigenes Zimmer direkt im Stadion. Von dort kann ich der Bundesliga-Truppe beim Training zuschauen.
Dabei sieht er mit Wesley Sonck auch regelmäßig einen alten Bekannten: Wir kommen beide aus Ninove, einem kleinen Ort bei Brüssel. Unsere Familien-Häuser liegen nur 200 Meter auseinander, daher kannten wir uns schon vor der Zeit bei der Borussia. Auch so darf der Youngster regelmäßig flämisch sprechen, neben den einmonatigen Besuchen zu Hause sieht er seine Mutter Linda alle zwei Wochen, denn die reist zu jedem Heimspiel extra an: Man ist schon etwa zweieinhalb Stunden lang unterwegs, daher ist es wirklich toll, dass sie so oft kommt. Etwas seltener sieht er seine dreizehnjährige Schwester Lisa. Die spielt auch Fußball, steht sogar in der belgischen Nationalmannschaft. Sie ist eine typische Nummer zehn, berichtet der große Bruder stolz. Und hofft, seiner Schwester bald wieder nacheifern zu können: Seit meiner Verletzung im vergangenen Winter habe ich nichts mehr vom Auswahlteam gehört. Ich hoffe aber, dass das bald wieder aktuell wird.
Mit Sicherheit, wenn er so weiter macht, wie zuletzt. Nicht umsonst wurde sein Vertrag im vergangenen Monat gleich bis 2008 verlängert, zunächst einmal mit der Perspektive Oberliga. Dass es aber auch ganz schnell nach oben gehen kann, weiß das beidfüßige Talent nur zu gut: Chef-Trainer Horst Köppel schaut sich regelmäßig unsere Partien an, außerdem habe ich mein Probetraining in Mönchengladbach damals zusammen mit Robert Fleßers bestritten. Und der steht mittlerweile im Profi-Kader...