Bei noch vier verbleibenden Spielen liegt die U19 von Rot-Weiss Essen sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer zurück.
Denn zur Erinnerung: In der Saison 2022/2023 wird nur eine Einfach-Runde mit 15 Spielen absolviert und am Ende steigen fünf Mannschaften ab. RWE braucht schon ein kleines sportliches Wunder, um den Gang in die Niederrheinliga zu vermeiden. Derweil sieht es bei der U17-Mannschaft besser aus.
RevierSport hat mit NLZ-Leiter Christian Flüthmann (40) über die Ausgangslagen der Bundesliga-Mannschaften sowie die Zukunft von U19-Trainer Suat Tokat und auch seine gesprochen.
Christian Flüthmann, wenn Ihnen jemand vor der Saison gesagt hätte, dass sich die U19 vier Spieltage vor Schluss in der aktuellen Lage befinden würde, hätten Sie das für möglich gehalten?
Grundsätzlich war uns schon bewusst, dass es eine schwierige Saison wird. Wir haben einen neuen Trainer und insgesamt 15 neue Spieler, dass sich das Ganze erst finden muss, liegt aus meiner Sicht auf der Hand. Dazu kommt, dass in der U19-Bundesliga nur eine einfache Runde mit 15 Spielen gespielt wird und fünf Teams absteigen. Die Gesamtkonstellation ist daher nicht so leicht.
Wir möchten unabhängig von der Liga unsere Spieler weiterentwickeln und auf ein neues Level bringen, bestenfalls schaffen wir es, dass Jungs von der Seumannstraße einen Vertrag für die 1. Mannschaft erhalten. Wenn wir das schaffen, haben wir einen Großteil unserer Ziele erreicht – unabhängig davon, auf welchem Tabellenplatz wir am Ende einer Saison landen
Christian Flüthmann
Nur ein Sieg und acht geschossene Tore in zehn Spielen: Wo liegen denn die Gründe für diese Misere?
Dass wir mit unserer Leistung und dem Tabellenstand nicht zufrieden sind, dürfte klar sein. Die Gründe dafür sind verschieden. Wir haben aktuell zum Beispiel sieben Verletzte, die wir als Stammspieler eingeplant hatten. So viele Ausfälle können wir gerade in der Breite momentan noch nicht auffangen. Trotzdem sind wir von der Qualität der restlichen Mannschaft überzeugt, die Jungs sind aber auch in der Verantwortung ihre Qualität abzurufen. Das haben sie bislang zu selten geschafft, vor allem von den älteren Spielern wünschen wir uns, dass sie vorangehen und die jüngeren Spieler mitziehen.
Im Seniorenfußball ist der Trainer bei fehlenden Ergebnissen schnell als Schuldiger gefunden. Wie sieht das bei der U19 von RWE aus: Sitzt Suat Tokat fest im Sattel?
Ja! Wir sind von Suat überzeugt und werden gemeinsam mit ihm daran arbeiten, die Klasse zu halten und unsere Spieler weiterzuentwickeln.
Wie planen Sie mit Suat Tokat über die Saison hinaus?
Suat ist jetzt seit knapp einem halben Jahr bei uns und wir arbeiten sehr eng und konstruktiv zusammen. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, ob er uns darüber hinaus erhalten bleibt, liegt nicht nur an uns. Wir werden uns nach Ende der Bundesliga-Saison zusammensetzen und gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht.
Was macht Ihnen Hoffnung, dass die U19 von RWE auch in 2023/2024 in der Bundesliga spielen wird?
Die letzten vier Spiele, in denen wir nur zweimal knapp verloren haben, zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Entwicklung der Mannschaft ist zu sehen, trotzdem bringt uns ein Unentschieden gegen einen Konkurrenten wie Hilden auf Dauer nicht weiter. Alle Spieler und auch Mitarbeiter sind sich aber der Situation bewusst und glauben daran, dass wir das Ruder noch rumreißen können. Gerade die Mitarbeiter im NLZ leben diesen Glauben vor und ziehen an einem Strang – das stimmt mich sehr hoffnungsvoll.
Wie fatal wäre denn ein Abstieg?
Unsere Nachwuchsabteilung steckt mitten in einer spannenden Entwicklung. Wir glauben nach wie vor an unsere Chance, die Klasse doch noch zu halten. Sollte es uns am Ende erwischen, werden wir alles daran setzen, diesen Umstand schnellstmöglich zu korrigieren. Dennoch lässt sich unsere Zielsetzung nicht nur an der Tabelle ablesen. Wir möchten unabhängig von der Liga unsere Spieler weiterentwickeln und auf ein neues Level bringen, bestenfalls schaffen wir es, dass Jungs von der Seumannstraße einen Vertrag für die 1. Mannschaft erhalten. Wenn wir das schaffen, haben wir einen Großteil unserer Ziele erreicht – unabhängig davon, auf welchem Tabellenplatz wir am Ende einer Saison landen.
Welche Hebel können Sie persönlich denn aktuell bewegen, um die sportliche Situation zu verbessern?
Ich führe viele Gespräche, sowohl mit dem Trainerteam, als auch mit Spielern und Mitarbeitern. Aus meiner Zeit in Braunschweig kenne ich die Situation im Abstiegskampf und kann etwas von meiner Erfahrung weitergeben. Das Allerwichtigste ist: Ruhe ausstrahlen, Glaube vorleben und vor allem Vertrauen schenken.
Derweil sieht es bei der U17 erfreulicher aus. Wie bewerten Sie deren Saison und die aktuelle Lage?
Unsere Platzierung ist sicherlich sehr zufriedenstellend. Aber was für die U19 gilt, gilt natürlich auch für die U17: Wir müssen uns davon frei machen, Erfolg oder Misserfolg rein am Tabellenstand abzulesen. Auch in der U17 steht die Weiterentwicklung der Spieler ganz oben, auch hier sind wir auf einem guten Weg.
Wie steht es um Ihre Zukunft in Essen? Wollen Sie diesen Job weiter ausüben, erfüllt dieser Sie persönlich, oder reizt es Sie, auch mal wieder einen Cheftrainer- oder Sportdirektor-Posten im Profibereich zu übernehmen?
Ich bin total zufrieden bei RWE und fühle mich wohl. Wir haben in den letzten 1,5 Jahren schon viel auf den Weg gebracht, haben aber auch noch viel Arbeit vor uns, um nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Zunächst einmal steht aber der Klassenerhalt der U19 im Fokus.