Die Rassismus-Vorfälle in der Youth League gegen den FC Sevilla hallen nach bei Borussia Dortmund. Wie schon im Hinspiel vor gut einer Woche soll es auch beim Wiedersehen am Dienstag rassistische Beleidigungen gegen BVB-Youngster Abdoulaya Kamara gegeben haben.
Gegenspieler sollen ihn mit Affenlauten verhöhnt haben. Das hatte der fassungslose Dortmunder Trainer Mike Tullberg nach der Partie (2:0) gegenüber den Ruhr Nachrichten erklärt.
Mit etwas Abstand äußerte sich auch BVB-Nachwuchschef Lars Ricken. Man habe sich nicht von Emotionen treiben lassen, sondern die Ereignisse mit kühlem Kopf bewerten wollen, erklärte der Ex-Profi tags darauf in einer Stellungnahme. "Und hier bleibt ein äußerst schlechtes Gefühl in Richtung des FC Sevilla und seines Spielers genau wie in die des Schiedsrichter-Teams."
NLZ-Chef Ricken: Darum hat BVB den Platz nicht verlassen
Aufgrund der Vorgeschichte aus dem Hinspiel hatte der BVB laut Ricken das Schiedsrichtergespann um erhöhte Sensibilität gebeten. Doch als Kamara dem Vierten Offiziellen von den erneuten Beleidigungen berichtete, "taten die Unparteiischen die offenkundigen Affenlaute als nicht zweifelsfrei rassistische Äußerung ab".
Nach dem Hinspiel hatten die Borussen angekündigt, den Platz bei einem erneuten Vorfall geschlossen zu verlassen. Dazu kam es am Dienstag nicht. Die U19-Talente brachten die Partie zu Ende, gewannen mit 2:0. "Wir haben den Platz trotz des erneuten Zwischenfalls nicht verlassen, weil der Schiedsrichter uns mit seinem Handeln leider das ungute Gefühl vermittelt hat, dass im Zweifelsfall Aussage gegen Aussage stehen würde", erklärte Ricken den Hintergrund.
Laut dem 46-Jährigen fürchtete der BVB eine Strafe. "Also haben wir uns darauf eingeschworen, dem Gegner sportlich und mit unserem Verhalten auf dem Platz die richtige Antwort zu geben." Das ist dem Revierklub mit dem 2:0-Sieg gelungen.
Trainer Tullberg hatte sich nicht allein über den Schiedsrichter geärgert. Er kritisierte auch den anwesenden Offiziellen der UEFA. Der Funktionär habe angefangen, "mit mir zu diskutieren, wie ein Affe klingt und was ein Affe sagt. Das war unfassbar", sagte Tullberg.
BVB - Sevilla: UEFA hat Ermittlungen aufgenommen
Inzwischen hat der Verband die Ermittlungen zu den Vorfällen in beiden Spielen aufgenommen. Es sei ein Ethik- und Disziplinardirektor ernannt worden, "um eine Disziplinaruntersuchung zu Vorwürfen diskriminierenden Verhaltens in der UEFA Youth League 2022/23 durchzuführen, an denen Borussia Dortmund und Sevilla beteiligt waren", teilte ein Sprecher auf RS-Nachfrage mit. "Informationen zu diesem Thema werden zu gegebener Zeit zur Verfügung gestellt."
Was auffällt: Der FC Sevilla hat sich weder in der Vorwoche noch nach dem jüngsten Aufeinandertreffen öffentlich zu den Zwischenfällen geäußert. Eine Anfrage ließ der Klub bislang unbeantwortet. So bleibt zunächst offen, inwiefern sich die Spanier um eine Aufklärung bemühen.