Die Mannschaft von Engin Vural ist Tabellen-Fünfter und die Überraschung in der U19-Bundesliga West. Wir haben uns mit Duisburgs Nachwuchsschef Uwe Schubert (58) über den MSV, aber auch die Probleme im deutschen U-Bereich unterhalten.
Uwe Schubert, die U19 muss Sie doch aktuell sehr glücklich machen, oder? Ja, das macht sie. In diesem Bereich leisten wir alle gute Arbeit. Das ist unser Flagschiff im Nachwuchsbereich. Wenn ich richtig gezählt habe, dann sind wir bereits im achten Jahr in der U19-Bundesliga vertreten. Das letzte Jahr war schon gut und jetzt stehen wir wieder sehr ordentlich da.
Die U17 steht derweil auf einem Abstiegsplatz. Warum läuft es hier nicht so gut wie bei der U19? Das hat auch immer wieder mit der Qualität eines Jahrgangs zu tun. Das ist einfach so und da braucht man sich auch nichts vorzumachen. Auch wenn ich sagen muss, dass es in der U17 auch viele Verletzungssorgen gab. Wir haben uns im Winter nochmal mit zwei Spielern vom FC Schalke verstärkt und werden alles versuchen, um die Klasse zu halten.
Trotzdem: Einfach dürfte Ihre Arbeit im Nachwuchs des MSV nicht sein... Das ist sie auch nicht. Wir müssen einfach Jahr für Jahr schauen, dass wir die guten Spieler bei uns behalten. Das Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen sind voll von guten Klubs, die überall ihre Späher haben. Es ist immer wieder das Gleiche: Gute Spieler wollen zu den großen Vereinen und die großen Vereine wollen gute Spieler. Da muss man viel mit den Jungs, Beratern, Eltern sprechen. Am Ende gibt es aber 100, 200 oder 500 Euro mehr und die Jungs sind weg.
Manchmal kommen Sie aber auch wieder. Ja, ein gutes Beispiel ist Hannes Göring. Er hat uns in der U16 Richtung Schalke verlassen. Jetzt ist er als Alt-Jahrgang in der U19 zurückgekommen und ein fester Bestandteil in unserer Mannschaft. Die Jungs müssen bei den Wechseln eine wichtige Sache bedenken: Will ich bei Schalke, Dortmund oder Gladbach die Nummer 18 oder 20 im Kader sein oder beim MSV spielen? Dann muss man auch mal auf Geld verzichten. Denn wir können aufgrund unserer wirtschaftlichen Lage nicht jedem Spieler einen Vertrag anbieten. Aber die guten Spieler werden bei uns immer spielen. Wenn sie uns aber verlassen, ist das in ihren neuen Vereinen nicht garantiert. Im Nachwuchs kommst du aber nur weiter, wenn du spielst. Ich habe einige Beispiele, die beim MSV geblieben sind und Bundesligaspieler wurden.
Welche Beispiele sind das? Simon Terodde, Adam Bodzek und Andre Hoffmann. Es gibt aber auch noch andere. Aber die drei hatten Angebote, aber sind dem MSV Duisburg treu geblieben. Alle drei haben eine hervorragende Mentalität und diese besiegt bekanntlich die Qualität.
Aktuell gibt es wieder eine Debatte um den deutschen Nachwuchsfußball. Was läuft da Ihrer Meinung nach falsch? Ich mag da etwas altmodisch sein. Aber ich sage immer wieder: Lasst doch mal alle die Kohle weg. Wir sollten bis zur U19 keine Gehälter zahlen. Die Jungs sollen sich technisch, taktisch, aber allen voran mental weiterentwickeln und nicht von Beratern. dem Geld verrückt machen lassen. Ich finde, dass wir sowieso viel mehr Stopp-Schilder wieder einbauen lassen sollten.
Wie meinen Sie das? Es geht doch immer nur um schneller, weiter und höher. Die Nachwuchstrainer schauen sich Dinge bei den Bundesligatrainern ab, jeder Verein versucht alles, um die Klasse zu halten. Doch man vergisst die jungen Menschen. Sie gehen um 8 Uhr in die Schule und sind um 18 Uhr beim Training. Und das fünfmal in der Woche. Wir vergessen leider, dass es noch bei dem talentierten Fußball um einen jungen Menschen geht. Daran sollten wir wieder viel mehr denken.
Sie sind mit einer dreijährigen Unterbrechung schon knapp 25 Jahre für den MSV tätig. Wie lange wollen Sie noch im Duisburger Nachwuchs arbeiten? Bis zur Rente sind es noch fünf, sechs Jahre (lacht). Ich bleibe solange, wie mich der MSV will und braucht. Klar, ich muss Spaß haben und gesund sein. Aktuell ist das der Fall. Ich habe in den vielen Jahren einige Anfragen gehabt und alle ausgeschlagen. Ich bin Duisburger und bleibe Duisburger.
Autor: Krystian Wozniak