Besonders durch ihre Unbeständigkeit zeichnet sich Borussia Dortmunds A-Jugend in der Bundesliga aus. Zwar verloren die Schwarzgelben erst drei ihrer elf Begegnungen, aber – die Pleite gegen Leverkusen ausgenommen – ausgerechnet gegen Mannschaften kleinerer Vereine. Die Nachwuchsarbeit Arminia Bielefelds und des Wuppertaler SV in allen Ehren, aber der Anspruch des BVB ist ein anderer.
Schalkes Manager Horst Heldt hatte im Sommer erklärt, er könne sich vorstellen, dass man in Dortmund „schon etwas neidisch auf unsere Nachwuchsarbeit“ schaue. Denn während beispielsweise die U19-Junioren aus Gelsenkirchen Jahr für Jahr um die Meisterschaft mitspielen, bleibt den Dortmundern stets nur eine Rolle im besseren Mittelfeld der Liga. Und ohne Zweifel stoßen sich die Verantwortlichen des BVB daran, dass ihrem Nachwuchs ein wenig die Konkurrenzfähigkeit abgeht.
Mit den Altlasten leben
Aus diesem Grund wurde im Sommer Edwin Boekamp als Sportlicher Leiter der BVB-Nachwuchsabteilung vorgestellt, der schon in den 90er Jahren Dortmunds U19 und U23 trainierte und zwischen 2004 und 2008 auch bereits in selber Funktion für den BVB tätig war. Der 54-Jährige soll dafür sorgen, dass die Borussia auch im Nachwuchs den Stellenwert erhält, den sie im Seniorenbereich seit einigen Jahren einnimmt. Schon bei seinem Amtsantritt war Boekamp, der ebenso wie U19-Trainer Marc-Patrick Meister seit diesem Sommer beim BVB arbeitet, sich der Schwere seiner Aufgabe bewusst, wie er erklärt: „Wir haben nicht gedacht, dass wir um die Meisterschaft mitspielen, sondern uns war klar, dass das ein schweres Jahr wird. Aber da müssen die Jungs jetzt durch.“
Doch woran liegt es, dass Borussia Dortmunds Unterbau so schwächelt? Die Ursache dafür sieht der Sportliche Leiter in der Vergangenheit: „Es gab schon im D- und C-Jugend-Bereich zwei schwächere Jahrgänge. Das muss man dann direkt reparieren, denn später geht das nicht mehr.“ Die Verantwortlichen versäumten diesen Reparaturtermin jedoch und müssen jetzt damit leben. „Wir versuchen, das alles sehr stark zu verbessern, sind bei unserer U17 und darunter auch schon auf einem guten Weg. Davon werden wir in den nächsten eineinhalb Jahren auch profitieren“, meint Boekamp. Und tatsächlich, in der U17-Bundesliga, die vergangene Saison vom Rivalen FC Schalke dominiert wurde und in der es für Dortmund auf und ab ging, steht der BVB nach elf Spieltagen an der Spitze.
U23-Tauglichkeit beweisen
Die mageren Aussichten der U19 für diese Spielzeit wirken sich natürlich auch auf die individuellen Perspektiven der Spieler aus. Jeremy Dudziak beispielsweise sollte im Sommer ursprünglich in die U23 übernommen werden, wurde aber mangels beständiger Leistung nochmal in die U19 zurückgestuft. Dort legte er bislang eine hervorragende Hinrunde hin, bis er sich vor einem Monat verletzte. Die Umstände für das für Winter geplante Gespräch mit U23-Trainer David Wagner könnten günstiger sein.
Auch Nico Knystock, der auch im zweiten Jahr fester Bestandteil der Dortmunder U19 ist, wäre normalerweise ein sicherer Kandidat für die Planungen der Drittligareserve. Doch der Mittelfeldspieler bekommt wie alle seine Teamkollegen von Boekamp einen Dämpfer: „Ich sehe noch keinen so weit, dass er eine Kraft in der U23 wäre. Die Jungs sollen sich erstmal beweisen, um eine weitere Perspektive zu haben.“
Wagner: „Zeigen, was sie drauf haben“
Der Nachwuchsleiter bekommt in dieser Hinsicht die volle Zustimmung von Reserve-Trainer Wagner: „Bis April haben die Jungs noch Zeit, zu zeigen was sie drauf haben. Im Moment gibt es aber in der U19 noch keinen Spieler, dessen Name ich in Zusammenhang mit unserem Kader der nächsten Saison nennen würde.“ Die A-Jugend spiele eine „solide Saison“ und er werde sicher ein paar der Jungspunde mit ins Wintertrainingslager in die Türkei nehmen. „In dem Alter können auch binnen drei Monaten gewaltige Entwicklungssprünge stattfinden. Einige sind auf dem Sprung in eine Zukunft bei unserer U23, mehr aber auch nicht.“