Doch der Schalker Schlussmann ist kein Statistik-Freak, er vertraut lieber seinem Gefühl: „Ich merke, dass ich mich verbessert habe. Die Spielpraxis tut mir gut.“
Vor sieben Monaten fehlte ihm die noch. Doch ausgerechnet vor dem Gipfeltreffen in Leverkusen musste Raeder ran, weil Stammkeeper Patrick Rakovsky seinen Abgang angekündigt hatte. Die Aufstellung wurde Trainer Norbert Elgert von oben reindiktiert. Plötzlich stand Raeder ungewollt im Rampenlicht. „Ich konnte Herrn Elgert verstehen, weil ich damals noch nicht so weit war“, sagt er heute. Längst stellt sein Coach ihn ganz freiwillig in den Kasten. „Lukas ist sehr erwachsen geworden. Er hat inzwischen eine enorme Ausstrahlung im Tor und ist gerade im Eins gegen Eins schwer zu besiegen. Er coacht gut und ist auf einem guten Weg“, beschreibt er seinen Schlussmann.
Raeder tut das Lob gut. Denn es beweist, dass er den ganzen Aufwand nicht umsonst betreibt. Morgens um 6.45 Uhr wird der Essener vom Fahrdienst in die Gesamtschule Berger Feld gebracht, rund 14 Stunden später ist er wieder zu Hause. Seine Hausaufgaben muss der Elftklässler zwischendurch erledigen, für Freizeit ist kaum Platz. Doch nur eines stört ihn tatsächlich: „Man kann nicht wirklich ausschlafen.“ Denn seit seinem Wechsel von RWE zu S04 ist eine Samstagseinheit in seinem Trainingsplan dazugekommen.
Lediglich mittwochs kann sich der 17-Jährige ganz auf die Schule konzentrieren – und auf den Führerschein. „Ich hoffe, dass ich bis zu meinem 18. Geburtstag mit allem fertig bin“, betont Raeder. Der ist am 30. Dezember. Wenn der Keeper zwei Tage später geboren wäre, würde er noch zum Jungjahrgang zählen. Doch so spielt er gerade seine letzte Saison in der Jugend.
Einen Anschlussvertrag hat er noch nicht, auch deshalb legt er seinen Fokus derzeit verstärkt auf den Fußball. So ist angedacht, dass er ab der Rückrunde vormittags ein bis drei Mal mit der Regionalligamannschaft trainieren darf – wenn die „Penne“ nicht ein Veto einlegt. „Sollte das nicht klappen, werde ich vielleicht die Schule wechseln“, bemerkt Raeder.
Er hat offensichtlich Blut geleckt, weil er schon den direkten Kontakt nach ganz oben hatte. Rakovsky, den er im Gehäuse der U19 ablöste, spielt mittlerweile beim 1. FC Nürnberg in der Bundesliga. Und auch im eigenen Verein gibt es mit Lars Unnerstall das beste Beispiel dafür, wie schnell es nach oben gehen kann. Raeder hat mit beiden trainiert, er hat in ihrem Schatten gestanden. Doch nun ist er selbst derjenige, der im Rampenlicht steht – mittlerweile ganz freiwillig.