"Es handelt sich nicht nur um ein Ziffernspiel, sondern darum, den Nachwuchs zu motivieren, den Ligafußball wieder ausgeglichener zu gestalten, eine starke Nationalmannschaft zu haben und den Spielern einer Nation zu erlauben, in den stärksten Klubs ihres Landes zu spielen." Pöttering verteidigte die Position der EU, will den Dialog mit der FIFA aber fortführen. Blatter, der von UEFA-Präsident Michel Platini begleitet wurde, ergänzte: "Wir werden dieses Gesprächsangebot annehmen und mögliche Lösungen sondieren." Der Fußball-Weltverband will zwingend vorschreiben, dass bei Anpfiff mindestens sechs Spieler auf dem Feld stehen, die für die jeweilige Nationalmannschaft des Verbandes, der den Wettbewerb ausrichtet, spielberechtigt sind. Die EU pocht auf die freie Wahl des Arbeitsplatzes für Arbeitnehmer und sieht in der Umsetzung der FIFA-Regel einen Verstoß gegen das EU-Gesetz zur Freizügigkeit.
Blatter, der auf dem FIFA-Kongress in Sydney das Mandat erhalten hatte, mit der EU über diese Frage zu reden, hatte zuvor nochmals Position bezogen: "Es kann nicht angehen, dass 27 europäische Staaten, die 30 Verbände repräsentieren, über die Regeln der 208 Mitgliedsverbände der FIFA bestimmen." Der FIFA-Präsident hofft, dass dem Sport unter der französischen Ratsherrschaft (1. Juli bis 31. Dezember) eine Eigenständigkeit zugesprochen wird: "Ich habe am Mittwoch mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gesprochen. Er wird sich in diesem Sinne einsetzen."
Einmal in Rage, fuhr Blatter fort: "Wir sagen den Politikern, sie sollen nicht glauben, dass Europa allein auf der Welt ist. Jeder predigt Solidarität, aber dann sollten sie selber auch ein bisschen mehr Solidarität zeigen. Wir müssen die Integrität unseres weltweiten Sports verteidigen."
Blatter befürchtet auch nicht einen Ausstieg der Top-Klubs aus FIFA und UEFA, sollte die Neuregelung im Sinne des Weltverbandes irgendwann akzeptiert werden. Wenn sie EU-Recht wird, wird sie auch Fußball-Recht, und dann werden die Klubs sie akzeptieren."