Nach dem Rücktritt von Guido Rossi hat der italienische Fußballverband FIGC einen neuen kommissarischen Präsidenten ernannt. Luca Pancalli, Vizepräsident des Italienischen Olympiaverbandes (CONI) und Präsident des Paralympischen Komitees, übernimmt die Führung des FIGC. Der 42-jährige Pancalli, der nach einem Reitunfall an den Rollstuhl gefesselt ist, ersetzt den Mailänder Rossi, der am Dienstag im Streit mit dem CONI das Handtuch geworfen hatte.
Petrucci zwingt Rossi zum Rücktritt
CONI-Chef Gianni Petrucci hatte auf den Rücktritt Rossis gedrängt, nachdem dieser am Freitag zur neuen Nummer eins der Telefongesellschaft Telecom Italia ernannt worden war. Der Einsatz an der Spitze des Fußballverbandes erfordere ein totales Engagement und sei mit der Führung eines großen Konzerns nicht zu vereinbaren, sagte Petrucci.
Nach Rossi trat am Mittwoch auch der vom FIGC mit den Ermittlungen im Absprachenskandal beauftragte Staatsanwalt Francesco Saverio Borrelli zurück. Der neue kommissarische Verbandspräsident versicherte aber, dass unter seiner Leitung die Ermittlungen fortgesetzt werden.
Der Rechtsanwalt, der bei den paralympischen Spielen als Schwimmer sieben Goldmedaillen gewonnen hat, will sich vor allem mit der Verfassung eines neuen Statuts für den Verband beschäftigen, das unter anderem neue Regeln für die Wahl des Verbands- und Liga-Chefs enthalten soll. Als Vize wurde ihm der einstige Star Luigi Riva, heute Teammanager der Nationalmannschaft, zur Seite gestellt.
Italienische Medien befürchten jedoch, dass mit Rossis Rücktritt die nach der Aufdeckung des Absprachenskandals im Mai begonnene Aktion zur "Moralisierung des Calcio" unterbrochen werden könnte. Der Mailänder Wirtschaftsexperte Rossi sei zum Rücktritt gezwungen worden, weil er mit seinen Ermittlungen mit den mächtigen Klubs und den Herren des italienischen Fußballs in Konflikt geraten sei, heißt es etwa.
"Rossi versteht nichts von Fußball"
Rossi war vor allem vom einflussreichen Liga-Chef Antonio Matarrese kritisiert worden. "Rossi versteht nichts von Fußball. Er ist ein Wirtschaftsexperte, der den Verband sanieren sollte. Er sollte sich von Personen helfen lassen, die mehr von Fußball verstehen als er. Man kann das italienische Fußballsystem nicht verwalten, wenn man von Fußball nichts versteht", sagte Matarrese.