Vogts mit Nigeria und Pfister mit Kamerun wollen an der Goldküste nach dem Goldpokal greifen. Fabisch geht dagegen mit Benin in der "Todesgruppe" mit Topfavorit Elfenbeinküste, Geheimtipp Mali und Nigeria als krasser Außenseiter an den Start.
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Schleudersitz Nigeria? Von Betrig Vogts wird der Titel erwartet. (Foto: firo)
"In Nigeria wird der Titel erwartet - wenn möglich ohne Gegentor", sagte Vogts vor dem Kontinentalturnier, das heute (18 Uhr/live bei Eurosport) mit der Begegnung Ghana gegen Guinea eröffnet wird, spöttisch. Wie üblich mischt bei den "Super Eagles" die Politik kräftig mit. "Wir haben genug von Silber und Bronze. Holt für uns den Titel!", sagte Sportminister Abdulrahman Hassan Gimba. Er ging in Marbella spontan Gerüchten aus der Heimat nach, nach denen in der Vorbereitung im sonnigen Spanien fünf Grad minus herrschen sollten. "Ich muss mich bei Berti entschuldigen, dass wir Zweifel hatten", sagte Gimba bei 20 Grad plus schnell - Gefahr für Vogts vorerst gebannt. Doch die Freundlichkeit der obersten Staatsmänner könnte nach bei einer Niederlage im wichtigen Auftaktspiel gegen die Elfenbeinküste am Montag (18 Uhr) in eisige Kälte umschlagen.
Otto Pfister weiß, warum: "Wenn einer versagt, fliegt er hier schneller als er gucken kann. Hier ist Fußball Religion", sagte der 70-Jährige, der nach 1978 (mit Burkina Faso), 1988 (Zaire) und 1992 (Ghana) beim Afrika-Cup den vierten Anlauf startet. 1992 durchkreuzte ihm Tony Baffoe im Finale mit dem letzten Elfmeter den Triumph. "Jaja, er hat verschossen, immer die alte Geschichte. Egal, wir wollen ganz oben stehen", sagt Pfister nur. Baffoe ist diesmal Cheforganisator. "Ghana ist gut gerüstet", sagte der "Beckenbauer Afrikas", "wir stellen uns der Verantwortung, eine WM-Generalprobe zu sein. Doch wir wollen auch auf diese Tragödie in Kenia hinweisen."
Die Absage der Rallye Dakar, die Ermordung von Peter Burgstaller vor der WM-Auslosung in Durban und Massenunruhen in Kenia haben Zweifel aufkommen lassen, ob Afrika eine Veranstaltung dieses Ausmaßes stemmen kann. Ghana 2008 wird ein Gradmesser sein. Das Turnier bietet 32 Spiele in vier für rund 100 Millionen Euro renovierten Stadien, zudem eine bunte Mischung aus Musik, Tanz und Public Viewing. Auch der Voodoo-Zauber wird wieder nicht zu kurz kommen. Nigerias Torwarttrainer Uli Stein machte diese Erfahrung schon in der Vorbereitung: Beim Spiel in Uganda waren die Wände der Kabine mit Exkrementen beschmiert. "Wir haben dann aus Eimern getrunken", so Stein. Seine Mannschaft geht die Aufgabe anders an: "Vorsprecher" Nwankwo Kanu bittet zum kollektiven Gebet.
Reinhard Fabisch, der Benin als "Hochburg des Voodoo" bezeichnete, hat sich mit durchbohrten Puppen, wilden Ritualen, vergrabenen Glücksbringern abgefunden. Dafür musste er bis zum Schluss auf zwei seiner Spieler warten: "Von Seiten des Benin ist Chaos überall." Auch sonst bleiben die üblichen Misstöne nicht aus. Issa Hayatou, Präsident der Afrikanischen Fußball-Konförderation, blieb in der Diskussion um Abstellungen hart: "Solange ich Präsident der CAF bin, bleibt der Termin. Launen und Marotten der Klubs werden wir nicht nachgeben."
Ghana, die Ivorer, Kamerun und Nigeria gelten als Favoriten. Die Besetzung ist dermaßen ausgeglichen, dass Pfister mutmaßte: "Bis auf Benin und Namibia kann jeder gewinnen." Ulli Stielike nicht. Der Ex-Nationalspieler hat wegen einer schweren Erkrankung seines Sohnes das Traineramt der Elfenbeinküste niedergelegt.