Am Samstag hat der Berufungsprozess im italienischen Fußball-Skandal begonnen. Vor dem Nobelhotel Parco dei Principi in Rom versammelten sich am Morgen mehr als hundert Journalisten und Dutzende Kamerateams, um von der von Richter Piero Sandulli geführten Verhandlung zu berichten.
Der Rechtsanwalt von Rekordmeister Juventus Turin, dem ein Zwangsabstieg in die zweite Liga und der Abzug von 30 Punkten vor Beginn der Meisterschaft droht, gab sich optimistisch. "Ich denke es gibt reichlich Ansätze, dass zumindest der Punktabzug gemindert werden könnte", sagte Cesare Zacchone, der allerdings für einen Verbleib des Klubs in der Serie A offenbar wenig Chancen sieht: "Lasst uns abwarten. Zuviel Hoffnung ist nicht angebracht."
Vor dem Hotel äußerte sich auch Diego Della Valle zu den bevorstehenden Verhandlungen. Der Präsident des AC Florenz kündigte an "die Dinge gerade rücken" zu wollen. "Wir hoffen nur, dass die Richter es schaffen, die Dinge klar zu sehen, denn wir haben nichts Falsches getan", sagte Della Valle, dessen Klub ebenfalls den Gang in die Serie B fürchten muss.
Staatsanwaltschaft fordert erneut strenge Strafen
Staatsanwalt Stefano Palazzi forderte dagegen erneut die strengen Strafen, die er beantragt hatte und die die erste Instanz dann leicht abschwächte. "Es ist unbestreitbar, dass Juventus mit Sportbetrug die Meisterschaft manipuliert hat", sagte Palazzi, der ebenfalls offiziell Berufung eingelegt hatte.
Die Rechtsanwälte des zurückgetretenen Turiner Sportdirektors Luciano Moggi drängten auf den Freispruch ihres Mandaten, der zu einer fünfjährigen Berufssperre im italienischen Fußball verurteilt worden war. Moggi sei von den Medien verteufelt worden, es stimme nicht, dass er der Drahtzieher des Manipulationsskandals sei.
Acht Tage nach dem ersten Urteilsspruch in der beispiellosen Manipulations-Affäre ist damit der Kampf der vier betroffenen Klubs gegen die drakonischen Strafen voll entbrannt. Juventus, Lazio Rom und der AC Florenz würden den ersten Urteilen zufolge in die zweite Liga zwangsversetzt und müssten außerdem mit Minuspunkten in die kommende Saison starten. Der AC Mailand dürfte zwar weiter in der Serie A, aber nicht in der Champions League spielen und muss ebenfalls vor Beginn der neuen Spielzeit einen Punktabzug hinnehmen. Auch Milan legte gegen das Urteil Einspruch ein.
Urteile schon am Dienstag
Schon am Dienstag sollen die Urteile endgültig feststehen, da am 25. Juli die Frist der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für die Einreichung der Starterliste für die internationalen Wettbewerbe abläuft. Sollte bis dahin kein Urteil gefallen sein, wird die Liste nach den Ergebnissen der erstinstanzlichen Entscheidung zusammengestellt.
Wenn das Sportgericht sein Urteil aus erster Instanz bestätigt, bleibt den Klubs als letzte Möglichkeit noch der Gang vor das Verwaltungsgericht. Für diesen Fall gilt eine Verschiebung des für den 27. August geplanten Saisonstarts um mehrere Wochen als sicher. Auch eine Verschärfung der Strafen liegt noch im Bereich des Möglichen, da auch die Staatsanwaltschaft Berufung gegen die erstinstanzlichen Urteile eingelegt hat.