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"Held von Bern" Schäfer wird 80
"Ich habe weder gesoffen noch geschlemmt"

"Held von Bern" Schäfer wird 80
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Er hat den Deutschen das "Wunder von Bern" geschenkt, doch die Rolle des gefeierten Helden behagt Hans Schäfer gar nicht. Anders als Ottmar Walter und Horst Eckel, die beiden anderen noch lebenden Spieler der Weltmeisterelf von 1954, hält sich Schäfer mit Erzählungen von damals in der Öffentlichkeit zurück.

Doch in diesen Tagen kann sich der Kölner den Fragen um das 3:2 im WM-Finale gegen Ungarn nicht entziehen, denn heute feiert er seinen 80. Geburtstag. Alle Anrufer wollen etwas von seinem schönsten Tag im Leben erfahren, dem 4. Juli vor 53 Jahren. Schäfers Erinnerungen an die Partie im Berner Wankdorf-Stadion gegen die damals vier Jahre unbesiegten Ungarn sind beleibe nicht verblasst: "Ich denke oft daran zurück. Und wenn ich heute die Stimme von Radio-Kommentator Herbert Zimmermann höre, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Natürlich war das der größte Moment in meiner Karriere."

Ihn stört allerdings die Glorifizierung der Spieler, die als "Helden von Bern" in die deutsche Sport-Geschichte eingingen. "Helden sind aus einem anderen Holz geschnitzt. Das sind Menschen, die ihre Gesundheit und mehr riskieren, um anderen zu helfen. Aber doch keine Fußballer", meint Schäfer, der im Turnier vier Tore schoss. Auch an ein "Wunder von Bern" glaubt er nicht: "Im Sport haben Außenseiter immer eine Chance. Wir haben sie genutzt, daran ist nichts Übernatürliches."

Statt sich für den Triumph auf die Schulter klopfen zu lassen und öffentlich in Erinnerungen zu schwelgen, beschäftigt sich Schäfer lieber mit dem Hier und Jetzt. Der "Fußballer des Jahres 1963" verfolgte schon immer seinen eigenen Weg, was ihn schon zu aktiver Zeit den kölschen Spitznamen "dä Knoll", der Dickkopf, einbrachte.

Doch auch Schäfer ist mit dem Alter besonnener und ruhiger geworden. Auch, weil er wegen wegen seiner Kniebeschwerden seit vielen Jahren kaum noch Sport treiben kann. In den Füßen juckt es dem früheren Linksaußen aber immer noch: "Wenn ich manche Profis den Ball stoppen sehe, dann wird mir schlecht." Vor kurzem habe Schäfer ein Fan beim Training des 1. FC Köln zugerufen, einige Fußball-Millionäre dort hätten ihm früher nicht einmal die Schuhe zubinden dürfen.

Schäfer selbst hat noch für 1200 Mark im Monat gespielt, "und ich war auch glücklich". Vor allem, weil der Sohn eines Friseurs das Trikot "seines" 1. FC Köln überstreifen durfte. Der "Kölsche Jung" (Schäfer über Schäfer) hat bis zu seinem Karriereende 1965 insgesamt 17 Jahre für den Geißbock-Klub die Knochen hingehalten und wurde zweimal deutscher Meister (1962 und 1964). Danach blieb er drei Jahre als Co-Trainer. Insgesamt erzielte der wuchtige, gleichzeitig aber auch elegante Stürmer 304 Pflichtspieltore für den FC und ist bis heute ein Idol der Fans. Die Entwicklung des FC zu einer Fahrstuhlmannschaft zwischen erster und zweiter Liga verfolgt Schäfer mit Besorgnis. Doch zumindest die Rückkehr ins Oberhaus traut er der Mannschaft in diesem Jahr zu, vor allem wegen Trainer Christoph Daum: "Er bleibt für mich ein guter Trainer, egal was geschrieben wird. Er bekommt den Laden schon wieder flott."

Doch Schäfers Glück ist nicht vom Wohl des Vereins abhängig. Mit seiner Frau Isis führt er "ein glückliches Leben. Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint". Zu seinem runden Geburtstag äußert er einen etwas schrägen Wunsch: "Ich will 105 Jahre alt werden und dann in meiner Stamm-Kneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben."

Bis dahin ist allerdings noch viel Zeit. "Ich fühle mich wie 60 oder 65", sagt Schäfer und verriet in der Sport-Bild sein Erfolgsgeheimnis: "Ich habe weder gesoffen noch geschlemmt, und trotzdem alles mitgenommen - aber in Maßen."

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