In Deutschland stehen junge Sporttalente oft vor der Wahl: Profi oder Ausbildung? In den USA lässt sich beides verbinden. Wie zum Beispiel für Robert Moewes. Für seinen großen Traum nimmt der ehemalige Torwart von Rot-Weiss Essen einen riesigen Umweg in Kauf. Über Dortmund, Schalke und Essen ging es nach New York. Dort versucht sich der 22-Jährige nun als Profi-Fußballer durchzusetzen.
Er startete einst bei TSC Eintracht Dortmund, durchlief von dort aus Jugendmannschaften bei Borussia Dortmund, Schalke 04 und Rot-Weiss Essen und profilierte sich in der B-Junioren Bundesliga. Im Regionalliga-Kader von RWE schaffte er nur selten den Sprung in die Startelf. Die Verantwortlichen von der Hafenstraße lösten Moewes Vertrag mit dessen Einvernehmen auf, da der Keeper neben der Fußballkarriere weitere, berufliche Perspektiven anstrebte. Ein Rückschlag für den 22-Jährigen. Ein halbes Jahr lang war er vereinslos und hielt er sich bei der zweiten Mannschaft des VfL Bochum fit.
Frank Sinatra singt es vor
Im Oktober 2012 startete der gebürtige Dortmunder sein Wirtschaft-Studium an der TU Dortmund. Schnell merkte Moewes, dass er die Doppelbelastung von Studium und Fußball im deutschen Bildungssystem nicht standhalten würde. Die Möglichkeit irgendwann wieder höherklassig spielen zu können und nebenbei zu studieren sah er als zu gering. Er entschied sich für ein auf Sportler zugeschnittenes Studium in New York - der Stadt, in der alles möglich ist. "Wenn du es hier schaffst, dann schaffst du es überall", sang einst Frank Sinatra über die Millionenstadt. Ob die Zeile auch auf Moewes' neues Leben passt? Mit RS sprach der Keeper über die neue Herausforderung, Heimweh und große Hoffnungen.
Robert Moewes, wie sind Sie auf das Abenteuer Amerika gestoßen und was hat Sie dazu bewogen, den Schritt ins Ausland zu wagen? Ich wollte meine akademische Laufbahn besser mit meinen sportlichen Zielen vereinbaren. In Deutschland ist es schwer den Fußball auf hohem Niveau mit der Uni unter einen Hut zu bekommen. Das ist in den USA anders. Hier ist alles besser organisiert und Athleten werden besonders gefördert. Die US-Unis sind pädagogisch besser als in Deutschland, nicht so überlaufen und weniger bürokratisch. Mich hat zusätzlich das Abenteuer gereizt und nebenbei sieht es im Lebenslauf gut aus.
Und wenn Sie sich in Deutschland komplett auf den Fußball konzentriert hätten? Selbst wenn ich mich nur auf den Fußball fokusiert hätte, wäre die Chance in Deutschland Profi zu werden zu gering gewesen, weil der Markt voll von guten Spielern ist. In den USA haben Sportler, die eine gute fußballerische Ausbildung in Deutschland genossen haben, größere Chancen den Sprung in die erste Profi Liga, die MLS zu schaffen.
Dann haben Sie einfach Ihre Koffer gepackt und hier alles stehen und liegen lassen? Ganz so schnell ging das nicht. Ich musste mich natürlich erstmal gründlich informieren. Dann bin ich auf eine Agentur gestoßen, die Spielern hilft Stipendien fürs Ausland zu bekommen. Ohne finanzielle Unterstützung ist ein Studium in den USA fast nicht machbar. Im August 2013 habe ich angefangen an der State University of New York Binghampton, einer staatlichen Elite Uni, Business Administration zu studieren. Das ist ein Bachelor Studiengang.
Das Stipendium dafür haben Sie also erhalten? Ja, genau. Ich werde finanziell unterstützt, sprich ich bekomme alles bezahlt, seien es die Studiengebühren, die sich auf rund 30 Tausend Dollar pro Semester belaufen, die Kosten für das Appartment oder die Verpflegung. Wenn ich gut mit dem Geld umgehe, kann ich sogar noch etwas zurück legen.
Vom Elternhaus in Dortmund in ein New Yorker Appartment. Haben Sie sich anfangs nicht einsam gefühlt? Natürlich hatte ich Heimweh und es kommt auch immer wieder vor, dass ich meine Familie und meine Freunde vermisse. Aber ich habe hier schnell Anschluss gefunden. Ich teile mir das Appartment mit sieben Spielern aus meiner Mannschaft. Die Jungs haben mich super aufgenommen. Aber so gut es mir hier auch geht und so viele neue Freunde ich auch gefunden habe, man kann das Leben hier nicht mit dem in Dortmund vergleichen. Mein zu Hause bleibt eben der Ruhrpott.
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