Der Siegeszug der karibischen Inselgruppe hält jeden Vergleich mit den Märchen der Gebrüder Grimm stand. Weil das Eiland und seine etwa 400.000 Einwohner zu Frankreich gehören, ist Guadeloupe kein eigenständiges FIFA-Mitglied - was Anglomas Mitwirken erlaubt. Die erste Teilnahme am Gold-Cup wurde durch Erfolge beim Regionalturnier der Karibik möglich. Dort war für Angloma und Co. erst im Halbfinale gegen den späteren Sieger Haiti Endstation.
Der bekannteste Spieler der Inselgruppe Guadeloupe: Thierry Henry. (Foto: firo)
Angloma ist der Vater des Erfolges. 1993 gewann er mit Rudi Völler und Olympique Marseille die Champions League, 2000 und 2001 gehörte er dem Finalteam des FC Valencia an, das sich gegen Real Madrid und dann gegen Bayern München geschlagen geben musste. 37 Länderspiele hat er für Frankreich bestritten, 1992 und 1996 war er mit der Equipe Tricolore bei der EM.
Seine Erfahrung bringt der gelernte Rechtsverteidiger, der 2002 seine Profikarriere beendet hatte, nun für sein Geburtsland ein - im Mittelfeld. "Ich ziehe eine Menge Aufmerksamkeit auf mich und nehme etwas Druck von den jungen Spielern", sagt Angloma, der der Star in einem Team ist, das bis auf fünf Ausnahmen aus Spielern aus unteren französischen Ligen besteht und von den Gegnern unterschätzt wurde.
Zum Auftakt gelang ein überraschendes 1:1 gegen Haiti, ehe das Team zum ganz großen Coup ausholte und Kanada 2:1 bezwang. Angloma leitete die Sensation mit einem Traumtor - einem Heber aus 32 Metern - ein, und er war es auch, der im Viertelfinale gegen Honduras die 1:0-Führung besorgte.
"Das ist alles eine ganz besondere Sache für uns. Ich bin sehr glücklich, dass wir hier gezeigt haben, was wir drauf haben", sagt Angloma. Dass Guadeloupe ein Reservoir für Klassekicker ist, weiß die breitere Öffentlichkeit spätestens seit der WM 2006. In Thierry Henry, Lilian Thuram, Louis Saha, Pascal Chimbonda, William Gallas, Sylvain Wiltord und Mikael Silvestre standen gleich sieben Kicker von der Inselgruppe im Aufgebot von Vize-Weltmeister Frankreich.
"Wir lieben den Fußball und verfügen über eine gute Technik. Auf der Insel gibt es keine guten Strukturen, aber eine Menge guter Spieler", sagt Angloma. Viele Talente verlassen ihre Heimat, um in Frankreich Profi zu werden. Einer ist zurückgekehrt, um Guadeloupe noch bekannter zu machen. Am Donnerstag will Jocelyn Angloma auch Mexiko spüren lassen, was man mit 41 noch alles leisten kann.