Kurz vor Weihnachten ist die Stimmung beim spanischen Vorzeige-Klub Real Madrid am Tiefpunkt. Das "galaktische" Starensemble hat sich auch von der Ankunft des neuen Fußball-Direktors Arrigo Sacchi nicht beflügeln lassen und verabschiedete sich von seinen Anhängern im Bernabeu-Stadion für dieses Jahr mit einer peinlichen 0:1-Niederlage gegen den FC Sevilla. Fans und Medien leerten nach dem desolaten Auftritt kübelweise Hohn und Spott über der Mannschaft aus.
Pfeifkonzert zum Abschied ins neue Jahr
"Wir haben die Schnauze voll", skandierte die ganze Arena und verabschiedete die "Königlichen" mit einem gellenden Pfeifkonzert. Die Sportzeitung As fasste das ganze Elend mit einer Schlagzeile zusammen: "Horrorspiel von Real Madrid. Das Spiegelbild eines ganzen Jahres." Die Konkurrenz von Marca stellte die für sich sprechenden Fakten nach vorne: "13 Punkte hinter "Barca" und nicht einmal auf einem Champions-League-Platz."
Baptista schießt Real in die Krise
Schon in der ersten Viertelstunde deutete sich die Niederlage gegen die nun auf Rang vier vorgerückten Andalusier an. Während Real, bei denen Ronaldo bis zur Pause auf der Bank schmorte und erst nach dem Wechsel für den erneut schwachen David Beckham kam, ungestüm anrannte, konterte Sevilla die Gastgeber eiskalt aus. Den Treffer des Tages erzielte Julio Baptista in der 19. Minute, und anschließend verhinderte nur Real-Keeper Iker Casillas eine noch höhere Pleite.
Auch Remon in der Schusslinie der Fans
Den Zorn der Zuschauer zog sich in einer schwachen zweiten Hälfte auch Real-Trainer Mariano Garcia Remon zu, indem er nach einer Stunde Michael Owen als noch gefährlichsten Stürmer auswechselte. Sacchi, der erst am Mittwochmorgen aus Bologna eingeflogen war, verfolgte das Spiel in der Box von Real-Präsident Florentino Perez und sah sich in seiner Annahme bestätigt, dass er sich "wohl schon bald mit der Trainerfrage" beschäftigen müsse.
Nach seiner Ankunft hatte der Norditaliener, der einst den AC Mailand zum zweimaligen Gewinn des Europapokals der Landesmeister (1989 und 1990) und Italien als Nationaltrainer bei der WM 1994 in den USA ins Finale führte, zunächst seine Freude über die neue Aufgabe zum Ausdruck gebracht. "Bei Real zu arbeiten, ist eine große Ehre. Ich freue mich auf viel Arbeit", erklärte der 58-Jährige.
Sacchi soll in Kooperation mit dem ihm übergeordneten Sportdirektor Emilio Butrageno insbesondere Reals Transferpolitik professioneller gestalten. Schon über Weihnachten hat Sacchi nun aber mehr Arbeit, als ihm lieb sein dürfte.