"Gekaufte WM ... Da erinnere ich mich an die WM-Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verließ. Und man so statt 10 zu 10 bei der Abstimmung ein 10 zu 9 für Deutschland hatte. Ich bin froh, musste ich keinen Stichentscheid fällen. Aber, na ja, es steht plötzlich einer auf und geht. Vielleicht war ich da auch zu gutmütig und zu naiv", sagte der Chef des Weltverbandes FIFA im Interview mit dem Schweizer SonntagsBlick. Auf die Nachfrage, ob er, Blatter, vermute, die WM 2006 in Deutschland sei gekauft gewesen, antwortete der Schweizer: "Nein, ich vermute nichts. Ich stelle fest."
Deutschland hatte vor zwölf Jahren in Zürich in einer Kampfabstimmung im 24-köpfigen Exekutivkomitee der FIFA mit 12:11 Stimmen den Zuschlag für die WM 2006 erhalten. Bei Stimmengleichheit hätte Blatter als Präsident für die Entscheidung gesorgt; der Walliser war bereits für 2006 ein Befürworter einer WM am Kap der guten Hoffnung gewesen. Der Ozeanien-Vertreter Charlie Dempsey enthielt sich damals der Stimme, sodass die Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) knapp die Oberhand behielt. Südafrika wurde erst 2010 erster afrikanischer Gastgeber einer WM-Endrunde.
Die Rücktrittsforderungen lassen Blatter nicht kalt
Schwer getroffen hat Blatter offenbar die Rücktrittsforderung von Liga-Präsident Reinhard Rauball, der den FIFA-Boss am Freitag angerufen und zur Demission aufgefordert hatte. "Dass man mich weghaben will, ist nichts Neues. Je nachdem, wie die Stimmung gerade ist. Manchmal fordern das die britischen Medien, dann mal die amerikanischen, dann mal die deutschen. Was stimmt: Rauball hat mich am Freitag angerufen und mir gesagt, ich solle zurücktreten. Ich sagte ihm, das sei nicht so einfach, wie er sich das vorstelle. Schließlich bin ich vom Kongress gewählt."
Auch die Attacken von Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß haben bei Blatter Spuren hinterlassen: "Natürlich ist es nicht angenehm. Aber es entscheidet kein Klub, ob und wann ich gehe." Er habe allerdings von Uli Hoeneß und dessen Party zum 60. Geburtstag Anfang des Jahres eine tolle Geschichte gehört. Blatter: "Teilnehmer haben mir erzählt, dass er vor versammelter Festgemeinde gewettet hat, dass Blatter Ende des Jahres nicht mehr Präsident ist. Aber an einer Geburtstagsparty sagt man ja alles Mögliche ..."
Einmal und nie mehr wieder...
Blatter selbst erklärte in dem Interview, dass es 1986, als er FIFA-Generalsekretär war, einen Versuch gegeben habe, ihn zu bestechen. Es ging angeblich um ein WM-Qualifikations-Entscheidungsspiel. "Ich habe das Geld dem Buchhalter gebracht. Er schlug vor, ein Konto auf den Namen dieses Mannes zu eröffnen und das Geld einzuzahlen. Das ließ ich diesem mitteilen. 14 Tage später hatte er das Geld abgeholt. Seither versuchte mich nie mehr jemand zu bestechen", sagte Blatter, der den Namen des Verbands-Präsidenten nicht nannte, im SonntagsBlick.