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Polen: Reisebericht
RevierSport beim Krakauer Derby

Polen: Ein Reisebericht - RS beim Krakauer Derby
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Am 6. November um 17 Uhr stieg in Polen das 184. Stadtderby in Krakau. Der Vergleich zwischen Cracovia und Wisla ist das älteste Derby Europas - RS war vor Ort.

Am Sonntag starteten wir den Tag, wie es sich für den RevierSport gehört, mit einem Besuch bei einem Amateurfußballspiel – das Warm-Up-Programm für das Highlight am späten Nachmittag. Orzeł Piaski Wielki Kraków gegen Lotnik Kryspinów, 14. gegen 16. der fünften polnischen Spielklasse, Staffel-West. Landesliga-Niveau, 80 Zuschauer, leider keine Bratwurst für den obligatorischen Bier- und Bratwurst-Test, so die Einschätzung des RS-Teams in Sachen Fünftliga-Kick in Polen. „Das 2:2 geht in Ordnung. Normalerweise treffen meine Jungs sehr wenig. Wahrscheinlich hat eure Anwesenheit die Spieler gepusht”, war der Präsident der Gästemannschaft zufrieden.

Befürchtungen bestätigt? Nein! Positiv überrascht? Definitiv!

Auf dem Rückweg ins Hotel erblickten wir auf diversen Mauern und Hauswänden etliche Graffiti der Derby-Kontrahenten. „Judengang” (so bezeichnen sich die Cracovia-Hooligans in Anlehnung auf die jüdische Vergangeheit des Vereins), „Craxa” (Rufname von Cracovia) oder „Biala Gwiazda” (der weiße Stern, Vereinssymbol von Wisla). Das älteste Derby im europäischen Fußball rückte näher. Um das ganze noch spannender zu gestalten, beschlossen wir einen Abstecher zum Buchmacher einzulegen. 30 Zloty (circa 7,50 Euro) setzten wir auf Heimsieg. Auf dem Weg an die ulica Kaluzy, die Heimat von Cracovia, sahen wir auch endlich die ersten Fans. Es wurde auch Zeit, denn bis zum Anstoß waren es noch knapp 90 Minuten. Vor der Ankunft in Krakau fragten wir uns noch, ob es vor, während oder nach der Partie zu Ausschreitungen kommen würde, schon vor dem Anpfiff spürten wir: Dazu würde es nicht einmal ansatzweise kommen!

Ein Holländer siegt, der Andere fliegt

Die Stimmung im Stadion war beeindruckend. Vor allem die Cracovia-Vereinshymne wurde in einer unglaublichen Lautstärke von 13.000 Cracovia-Fans geschmettert. Auch der Auswärtsblock, der mit 700 schwarzgekleideten, fast ausnahmslos jungen Männern zwischen 16 und 30 Jahren gefüllt war, sorgte für laute Schlachtrufe. Rufe, die jedoch nicht der eigenen Mannschaft galten, sondern solche, die vor allem die Fans des Gegners aufs Übelste beleidigten.

Der Stadionsprecher reagierte auf beiden Seiten mit unzähligen Aufrufen und bat die Anhänger, die vulgäre Ausdrucksweise abzulegen. Doch weder die Cracovia-, noch die Wisla-Schlachtenbummler ließen sich von ihren Hass-Parolen abbringen. Weniger Hass, sondern pure Freude herrschte aber ab der 36. Minute. Koen van der Biezen hatte Cracovia, das Tabellenschlusslicht der Ekstraklasa in Führung gebracht, und verwandelte mit seinem Tor, das auch der Siegtreffer sein sollte, die ulica Kaluzy in einen Hexenkessel. „In Krakau regiert Cracovia”, oder "Krakau gehört uns und wir werden es nie, niemals hergeben" schallte es aus den Kehlen der Craxa-Fans. Cracovia hatte den großen ungeliebten Nachbarn besiegt (Letzter Sieg: 2009 in Sosnowiec). Wisla-Trainer Robert Maaskant musste am Tag darauf seinen Hut nehmen - doppelt bitter für den Holländer, dessen Landsmann van der Biezen Maaskants Aus besiegelte.

Uns sollte das freilich nur Recht sein. Schließlich war unser Wettschein aufgegangen und wir konnten uns über einen Gewinn von 96 Zloty (circa 24 Euro) freuen. Fazit des Abenteuers: Fußball in Polen? Jedes mal wieder!

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