Vor der Partie zwischen dem FSV Luckenwalde und der deutschen Nationalmannschaft (heute um 17.30 Uhr/live in der ARD) hat sich Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble mit einer wichtigen Bitte an den Verbandsligisten gewendet: "Achtet darauf, dass sich kein Nationalspieler verletzt und dass das Selbstbewusstsein der Profis vor der WM nicht leidet." Doch die Kicker des brandenburgischen Vereins haben bereits versprochen, in ihrem Jahrhundertspiel eine weiche Gangart einzulegen. Der Verein war Anfang März als Sieger der OK-Kampagne "Klub 2006" ausgelost und mit einem Freundschaftsspiel gegen die deutsche WM-Elf in Mannheim belohnt worden.
"Die ganze Mannschaft fiebert dem Spiel entgegen. Das wird das Highlight der Vereinsgeschichte werden" sagte Abwehrspieler und Kapitän Dennis Lederer, der dem erst am Montag benannten WM-Kader von Bundestrainer Jürgen Klinsmann verspricht: "Wir werden nicht allzu hart spielen, denn wir wollen Deutschland nicht die WM versauen."
Auch Luckenwaldes Geschäftsführer Ramon Wittich fiebert dem Spiel entgegen: "Die letzten Nächte habe ich immer schlechter geschlafen." Wittich arbeitet als Autohändler, doch seit DFB-Teammanager Oliver Bierhoff den Namen Luckenwalde aus der Lostrommel zog, nahm die Arbeit im Verein überhand. "Es wird Zeit, dass das Spiel dann auch vorbei ist", sagt Wittich.
Keine Einnahmen für Luckenwalde
Aus den Worten des Geschäftsführers spricht nicht nur Überarbeitung, sondern auch ein wenig Enttäuschung. Statt erhoffter Zusatzeinnahmen verdient der Verein an dem Spiel keinen einzigen Cent - weder an den Einnahmen durch die Fernsehübertragung noch aus dem Kartenverkauf. Die Sponsoren des Vereins dürfen im Stadion nicht für sich werben. "Dafür, dass wir den Hauptpreis gezogen haben, bin ich schon ein wenig enttäuscht", sagt Wittich. Lediglich das Trainingslager in Schöneck drei Tage vor dem großen Spiel wurde dem Verein bezahlt und die Spieler neu eingekleidet.
Viele Kollegen aus der Liga hätten sich bei Wittich schon erkundigt, was der Verein mit dem vielen Geld aus dem Spiel gegen Klinsis Elf anfange. "Die schauen alle blöd aus der Wäsche, wenn ich ihnen erzähle, dass die Veranstaltung nur dem Prestige etwas bringt."
Dafür allerdings hat sich die Teilnahme bereits gelohnt. Eine Delegation des fünftklassigen Klubs wurde vom Geschäftsführenden DFB-Präsidenten Theo Zwanziger in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt/Main empfangen, und die Mannschaft wurde mit einem Sondertraining durch den früheren Bundesligatrainer Klaus Schlappner überrascht. Beim Spiel selbst darf sich der Verein heute vor einem Millionenpublikum präsentieren, zu den Ligaspielen kommen sonst nur 300 Fans.
Frider: "Einige Spieler glauben sie könnten bereits alles"
Rein sportlich betrachtet soll der Test gegen die besten deutschen Fußballer ein Gewinn sein. "Einige meiner Spieler glauben, sie könnten bereits alles. Die werden am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie man wirklich Fußball spielt", sagt FSV-Trainer Frider Andrich. Der 57 Jahre alte ehemalige DDR-Oberligaspieler hofft, das ihm ein Debakel erspart bleibt: "Wenn die Profis ernst machen, gehen wir unter. Aber ich glaube, dass der Spaß im Vordergrund steht und sie uns mitspielen lassen."
Etwa 3000 Fans werden im Sonderzug, vielen Bussen und PKW den Verbandsligisten nach Mannheim begleiten und für Stimmung sorgen. Diejenigen der 20.000-Einwohner-Stadt, die keine Karte mehr ergattern konnten, fiebern auf dem Marktplatz in Luckenwalde vor einer großen Leinwand mit. "Dieser Euphorie kann sich keiner in Luckenwalde entziehen", sagt die Bürgermeisterin der Ringerhochburg, Elisabeth Herzog-von der Heide.
Die Bürgermeisterin macht den Spielern mit hohen Ehren Beine: "In unserem Ehrenbuch des Sports ist noch viel Platz, und auch der Rathaus-Balkon wäre für eine Siegesfeier geeignet."