Spekulationen über seinen möglichen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft nach der WM lassen Oliver Kahn weiterhin kalt. "Die meisten erwarten wahrscheinlich, dass ich mit meinen bald 37 Jahren dann aufhören werde. Aber darüber mache ich mir momentan keine Gedanken", sagte Kahn in Sport Bild.
Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dagegen hatte in der Bild-Zeitung prophezeit: "Nach der WM wird er mit der Nationalelf aufhören und sich voll auf den FC Bayern konzentrieren. " Kahn werde nach der WM "alles tun", mit den Bayern "noch mal etwas verrücktes, positives zu gewinnen".
Kahn: "Motivation weiterhin hoch"
Kahn stellte dem eine rhetorische Frage entgegen: "Warum sollte ich aufhören, wenn ich mich in guter Verfassung befinde, wenn meine Motivation weiterhin hoch ist, wenn der Körper nicht streikt?" Der 36-Jährige verwies auf den ehemaligen italienischen National-Torwart Dino Zoff, der "noch mit 40 Jahren Weltmeister" wurde. "Und solange ich mich auch nicht mehr bei Ärzten als auf dem Trainingsplatz befinde, bin ich in dieser Hinsicht sehr zuversichtlich."
Kahn bekannte jedoch, nach der WM 2002 ans Aufhören gedacht zu haben: "Vor drei Jahren, als es nicht so gut lief, habe ich mir diesen Gedanken schon einmal ernsthaft gemacht." Sein Vater Rolf und sein Berater Peter Ruppert hätten ihm damals aber von "überstürzten Dingen, die dir später wahrscheinlich unheimlich Leid tun" werden, abgeraten.
"Für den Ernstfall vorbereiten"
Kahn wollte zwar nicht ausschließen, dass er "eines schönen Morgens" aufwache "und beschließe, ein neues Leben völlig ohne Torwarthandschuhe zu beginnen. Aber wer weiß. Vielleicht bekomme ich noch eine weitere Leistungsexplosion, die so viel Spaß bringt, dass alles möglich ist und ich - wie gesagt - sogar noch mit 40 im Tor stehen werde."
Seine Hauptaufgabe bei der WM sieht die deutsche Nummer 2 hinter Jens Lehmann "nicht darin, die Reservisten bei Laune zu halten". Er wolle sich vielmehr fit halten. "Damit ich für den Ernstfall bereit bin." Außerdem wolle er helfen, "wenn einer meinen Rat braucht. Ich werde darauf achten, dass keine Unruheherde in der Mannschaft entstehen. Denn mit einem starken Teamspirit können wir sicher viel erreichen."
Die Tatsache, dass sein Rivale Lehmann die Rückennummer 1 für sich reklamiert, verursachte bei Kahn keinen Groll. "Sie steht ihm ja zu", sagte er. Kahn selbst "wäre die 37 sympathisch, da ich während der WM meinen 37. Geburtstag habe. Aber so eine hohe Nummer erlaubt die FIFA nicht."