Nach der Entscheidung für Lens Lehmann als Nummer eins im deutschen WM-Tor glaubt zumindest Bundestrainer Jürgen Klinsmann nicht an einen Rücktritt von Oliver Kahn aus der Nationalmannschaft vor Turnierbeginn. "Davon gehen wir erst einmal nicht aus", erklärte der Weltmeister von 1990 im Interview mit der Welt am Sonntag zu den Spekulationen über Kahns Reaktion auf die Absetzung als Nationaltorwart Nummer eins.
Allerdings hält der Coach nach seiner Entscheidung für Jens Lehmann als neuen Stammkeeper einen Verzicht des Schlussmannes von Meister Bayern München auf die WM-Teilnahme auch nicht für ausgeschlossen: "Wir sind uns darüber im Klaren, dass dies eintreten könnte. Ich kann verstehen, dass er enttäuscht ist und sich jetzt erst einmal Gedanken machen will. Ich werde jede Entscheidung, die er trifft, akzeptieren."
Für den Fall von Kahns Rücktritt jedenfalls hat Klinsmann offenbar noch keine Pläne entwickelt. "Sollte es so kommen, werden wir uns beraten. Aber wir wissen, dass es in Deutschland viele gute Torhüter gibt", sagte der frühere Top-Stürmer.
Klinsmann bestreitet geplante Kahn-Ausbootung
Nachdrücklich wies Klinsmann Spekulationen über eine angeblich langfristig geplante Ausbootung von Kahn zurück: "Wenn ich es wirklich gewollt hätte, hätte ich es doch damals tun können." Die bei seinem Amtseintritt eingeführte Rotation zwischen Kahn und Lehmann wäre aber nur gerecht gewesen, "denn auch auf allen anderen Positionen müssen sich die Spieler immer wieder aufs Neue behaupten."
Eine Beeinträchtigung der Beziehungen zu Bayern München aufgrund seiner Entscheidung für Lehmann fürchtet der Wahl-Kalifornier nicht. "Ich weiß um die Stellung der Bayern. Auch wenn es hier und da mal Meinungsverschiedenheiten gegeben hat, so haben sie mich dennoch immer unterstützt. Ich denke, sie werden auch weiterhin helfen", meinte Klinsmann und fügte hinzu: "Was Uli Hoeneß betrifft, so ist er für mich einer der wichtigsten Ansprechpartner."
Hoeneß: "Kahn sollte weiter für Deutschland spielen"
Der Bayern-Manager bestätigte zudem, Kahn zur Fortsetzung der Karriere im Team des WM-Gastgebers zu raten. "Wir sind alle der Meinung, dass er weiter für Deutschland spielen sollte", erklärte Hoeneß am Samstag in der ARD-Sportschau nach der 0:3-Niederlage des Bundesliga-Tabellenführers im Punktspiel bei Werder Bremen: "Wir werden das bei ihm reifen lassen und ihn dann beraten."