So langsam wird es ernst für die deutsche Nationalmannschaft. Spätestens am heutigen Montag beginnt für die DFB-Auswahl das Unternehmen WM-Titel 2006. "Der Countdown läuft", sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor dem zweitägigen Kurzlehrgang der deutschen Nationalmannschaft am Montag und Dienstag im noblen Düsseldorfer Hilton-Hotel. "Wir wollen die Mannschaft auf das große Ereignis einschwören und ihr noch einmal in aller Deutlichkeit klar machen, um was es im Sommer geht", erklärte Teammanager Oliver Bierhoff im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).
Bierhoff: "WM wird sie tagtäglich begleiten"
"Obwohl diesmal kein Spiel ansteht, haben wir kaum Luft zum Atmen", berichtete Bierhoff, der gemeinsam mit Klinsmann akribisch die Tagesabläufe geplant hat. Nachdem sich die insgesamt 26 Akteure sowie der Betreuerstab am Montagmorgen treffen, wird zunächst Klinsmann ein paar Worte an seine Spieler richten: "Wichtig ist, dass wir als Gruppe gleich zu Beginn des Jahres zusammenkommen. Wir werden den Spielern klar machen, was sie bei der WM erwartet, auch was terminlich auf sie zukommt. Die WM wird sie tagtäglich begleiten."
Der Bundestrainer kann in Düsseldorf auch Miroslav Klose und Christoph Metzelder begrüßen. Der Bremer Stürmer Klose, der sich am Mittwoch im DFB-Pokalspiel beim FC St. Pauli (1:3) einen Sehnenanriss in der rechten Schulter zugezogen hatte, kündigte sein Kommen an. Entwarnung gab es auch bei Metzelder. Der Abwehrspieler von Borussia Dortmund war am Samstag im Spiel gegen den VfL Wolfsburg (3:2) vorzeitig ausgeschieden, hatte dabei allerdings nur einen Riss der Nasenschleimhaut erlitten. Klinsmann und sein Assistent Joachim Löw können damit insgesamt 26 Spieler zur WM-Einstimmung in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt begrüßen.
Klinsmann hakte die EM-Qualifikations-Auslosung am Freitag in Montreux jedenfalls ganz schnell ab. "Ich denke nicht eine Minute mehr an die EM-Qualifikation. Unser Fokus liegt ganz klar auf der WM, das hat absoulte Priorität. Danach können wir an die EM denken", äußerte Klinsmann.
Bereits am Freitagabend beobachtete er beim Rückrundenstart der Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayern München (1:3) einige seiner WM-Kandidaten. Auch am Samstag und Sonntag verschaffte sich Klinsmann bei den Spielen Dortmund gegen Wolfsburg und Bielefeld gegen Bremen einen Eindruck über seine Nationalspieler.
Lediglich Torwart Jens Lehmann und Abwehrspieler Robert Huth fehlen aus dem ursprünglich nominierten 28er-Kader. Die beiden England-Legionäre erhielten von ihren Klubs Arsenal und Chelsea keine Freigabe, weil am Mittwoch die Premier League spielt. Dietmar Hamann vom FC Liverpool wurde erst gar nicht eingeladen.
Nationalmannschaft ist kein "closed circle"
Laut Klinsmann sei es wichtig, "dass wir als Gruppe gleich zu Beginn des Jahres einmal zusammenkommen". Als "closed circle" in Richtung WM will der 41-Jährige den momentanen Kreis aber nicht sehen: "Die Tür ist nach wie vor für jeden auf, auch wenn er jetzt nicht zu diesem Kader gehört. Wenn einer eine Super-Rückrunde spielt, kann sich sicher noch etwas tun."
Allerdings hat der Bundestrainer nur noch zweimal in Italien (1. März) und gegen die USA (22. März) die Gelegenheit, mögliche Kandidaten bei Länderspielen zu testen, ehe er am 16. Mai seinen 23-köpfigen Kader für die WM (9. Juni bis 9. Juli) benennen muss. "Das ist für alle Nationaltrainer zu wenig, aber das kann man sich nicht raussuchen, man muss es so nehmen, wie es kommt. Wir werden die Spieler und unsere Gegner weiter intensiv beobachten", meinte Klinsmann.