Bundestrainer Jürgen Klinsmann war in den vergangenen Wochen aus unterschiedlichen Gründen in die Schusslinie geraten. Doch vor dem geplanten Gipfeltreffen zwischen Klinsmann und den Bundesliga-Abgesandten zeichnet sich eine Entspannung der Lage ab. Sogar Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß hat Klinsmann ein Friedensangebot unterbreitet. Zudem kündigte der Bundestrainer in der Diskussion um seinen Wohnsitz in Kalifornien vor der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr (9. Juni bis 9. Juli) ein Entgegenkommen an die Vereine an.
"Es ist logisch, dass ich im WM-Jahr öfter in Deutschland sein werde, auch wenn im März nur zwei Länderspiele anstehen. Ich werde so oft da sein, wie es nötig ist, um bei der WM eine starke Elf aufs Feld zu schicken", sagte Klinsmann der Bild-Zeitung, wehrte sich aber gleichzeitig weiter gegen "Einmischungen".
Bierhoff: "Unsere Linie weiter durchziehen"
Auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff kündigte an, "dass wir unsere Linie weiter durchziehen werden". Dies solle aber nicht heißen, erklärte Bierhoff in Sport-Bild, "dass wir uns nicht immer wieder selbst auf den Prüfstand stellen und überlegen, was wir in Zukunft besser machen können. Wir möchten den Trainern den Eindruck vermitteln, dass wir ihre Kritik verstanden haben. Auch wenn wir nicht alles nachvollziehen können, nehmen wir die Argumentation der Liga ernst".
Nach Meinung von Klinsmanns Assistent Joachim Löw werde die Führungsriege der Nationalmannschaft aber auf keinen Fall ihre grundsätzlichen Planungen ändern. "Wir haben uns für diesen Weg entschieden, wir weichen nicht davon ab. Da kann die Welt einstürzen", sagte Löw dem Magazin Rund.
Zuvor war bereits Uli Hoeneß bemüht, den Diskussionen der vergangenen Tage die Schärfe zu nehmen. "Langsam sollte man diese ganze Sache mal wieder herunterspielen", sagte Hoeneß in Sat.1, nachdem er zuletzt als härtester Kritiker des Bundestrainers aufgetreten war und den Zustand der deutschen Nationalmannschaft als katastrophal bezeichnet hatte.
"Ich bin nicht nachtragend"
"Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht nachtragend bin", erklärte Hoeneß weiter. Wichtig sei nun, dass sich allmählich ein Stamm von acht, neun Spielern bilde: "Wenn Jürgen das in den nächsten Spielen umsetzt, biegen wir alle gemeinsam auf die Zielgerade Richtung WM ein."
Bierhoff konnte beim gemeinsamen TV-Interview mit Hoeneß dem derzeitigen Gerangel sogar eine positive Seite abgewinnen. "Man hat ja schon gemerkt, dass sich da ein bisschen was aufgestaut hatte. Gut, dass es jetzt rauskommt und geklärt wird und dass man dann die letzten Monate Richtung WM frei nach vorne schauen kann."
Beckenbauer: "Wir haben nur ein Ziel"
Geht es nach WM-OK-Chef Franz Beckenbauer ist eine Lösung der Probleme ohnehin "ganz einfach: Man setzt sich zusammen und bespricht alles. Wir haben nur ein Ziel, und das ist die Weltmeisterschaft. Also muss man sich zusammenraufen."
Derweil hat Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack dem Bundestrainer einmal mehr den Rücken gestärkt. Das Klima sei nach wie vor sehr gut. "Wir haben eine junge Truppe, die was erreichen will, die einen sehr niedrigen Altersschnitt hat und die sich auch über Dinge freut, die Jürgen Klinsmann eingeführt hat." Die Spieler würden gerne zur Nationalelf fahren, "auch wenn es im Moment nicht so läuft".