Erneut konnte die deutsche Nationalmannschaft bei der 1:2-Niederlage in der Türkei in einem Länderspiel nicht überzeugen. Im Interview fand Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach der Partie dann auch deutliche Worte.
Frage: "Jürgen Klinsmann, was ist während des 1:2 gegen die Türkei in Ihnen vorgegangen?"
Bundestrainer Jürgen Klinsmann: "Da steht man an der Seitenlinie und ballt die Faust in der Tasche. Da brauchen wir gar nichts beschönigen, das war in der ersten Halbzeit gar nichts. Das war nicht so, wie es vorher gedacht war, da ist man dann natürlich verärgert und enttäuscht. Das bringt man dann in der Halbzeit zum Ausdruck und hofft, dass es besser wird. Da kann einem natürlich mal der Kragen platzen. Und so war es dann auch."
Frage: "Müssen Sie nach einer solchen Leistung nicht Ihr Ziel WM-Titel korrigieren?"
Klinsmann: "Das Ziel kann nicht korrigiert werden. Wenn die WM beginnt, hoffen 80 Millionen Deutsche, dass wir ins Endspiel kommen. Wenn wir eine andere Zielsetzung haben würden, würden wir uns mit weniger begnügen, und die Mannschaft wäre gar nicht vorbereitet auf diese Erwartungshaltung. Das Ziel zu korrigieren, wäre fatal, dann zeigen wir der Mannschaft, dass wir nicht an sie glauben, aber wir glauben an diese Mannschaft, wir glauben an jeden Einzelnen."
Frage: "Sind nicht Zweifel angebracht?"
Klinsmann: "Die Kritik, die jetzt kommt, ist absolut gerechtfertigt, die ist absolut in Ordnung. Aber die Mannschaft ist im Stande, eine große Leistung zu bringen, das hat sie ansatzweise beim "Confed Cup" gezeigt. Natürlich sind wir genauso enttäuscht wie die Fans, und wir bringen das auch der Mannschaft gegenüber zum Ausdruck. Aber wir haben immer gesagt, dass wir in einem Prozess sind bis zur WM, der von Höhen und Tiefen geprägt sein wird."
Frage: "Gehören solche Niederlagen also zu diesem Prozess?"
Klinsmann: "Wir sind voll im Fahrplan. Die jungen Spieler brauchen auch Rückschläge, um zu wachsen. Wenn jetzt alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, dann kriegt man auf einmal bei der WM ein paar auf den Deckel, und dann ist die WM beendet für uns. Und das wollen wir nicht. Wir wollen diese Erlebnisse kritisch analysieren, wir werden mit uns ins Gericht gehen, aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand."
Frage: "Was muss denn kritisch analysiert werden"?
Klinsmann: "Wir haben natürlich in den letzten Spielen gesehen, dass wir enorm viel Arbeit haben, was das Defensivverhalten der Mannschaft betrifft. Ein wichtiger Punkt, an dem wir uns stark verbessern müssen, ist die lautstarke Kommunikation der Jungs auf dem Platz. Man sieht, wenn ein Leader ausfällt wie Michael Ballack, dass sich keiner so richtig traut, lautstark rumzukommandieren und mal einen von links nach rechts zu verschieben."
Frage: "Läuft Ihnen bis zur WM nicht die Zeit davon?"
Klinsmann: "Nein, diese Sorge habe ich nicht. Ich denke, dass die Spieler noch große Fortschritte machen werden und wahrscheinlich noch über die WM hinaus. Das ist eine Mannschaft, die viel Potenzial hat. Das ist eine Generation, die Hoffnungen geweckt hat für die WM. Wir werden sehen, wie weit die Mannschaft sein wird bei der WM. Wir sind guter Dinge, dass sie sehr schlagkräftig sein wird."