Bei der 0:2-Niederlage in der Slowakei zeigte die deutsche Nationalmannschaft eine ihrer schwächsten Vorstellungen unter Jürgen Klinsmann. Im Interview erklärt der Bundestrainer, wie man im deutschen Lager mit der Kritik umgeht und welche Lehren aus der Partie gezogen wurden.
Frage: "Jürgen Klinsmann, hat Sie überrascht, dass der Nationalmannschaft erstmals in Ihrer Amtszeit nach der Niederlage in der Slowakei richtig Gegenwind ins Gesicht geblasen sowie teilweise mit Hohn und Spott überschüttet wurde?"
Jürgen Klinsmann: "Nicht wirklich. Bereits vor und beim "Confed Cup" sind wir trotz eines 4:1 in Nordirland und den ersten beiden Turniersiegen gegen Australien und Tunesien von einigen Teilen der Medien zu Unrecht kritisiert worden. Dann mussten diese Leute erkennen, dass die Fans das nicht mehr lesen und hören wollen und mussten umschwenken. Daran haben wir uns gewöhnt. Wir lassen uns davon aber nicht nervös machen. Dadurch lassen wir uns auch nicht von unserem eingeschlagenen Kurs abbringen."
Frage: "Haben Sie eine Erklärung dafür, dass nach der Euphorie beim "Confed Cup" nach den beiden Spielen gegen die Niederlande und die Slowakei die Stimmung zu kippen scheint?"
Klinsmann: "Ich kann mir das schon erklären. Denn wir treiben unsere Arbeit unabhängig voran und lassen uns nicht von außen reinreden. Das scheint einigen nicht zu passen. Wir lassen uns aber wie schon gesagt nicht nervös machen. Denn unsere Zielrichtung ist es, eine Mannschaft zu entwickeln, die bei der WM 2006 was reißt. Und da sind wir auf einem guten Weg."
Frage: "Die Niederlage in der Slowakei kann Ihnen aber doch nicht ernsthaft in den Kram gepasst haben..."
Klinsmann: "Wir sind sehr selbstkritisch mit unserer Leistung umgegangen. Wir haben alle Dinge angesprochen und diskutiert. Das ist eine lehrreiche Phase, aber keine Krise. Diese Dämpfer sind eigentlich eingeplant. Schwache Leistungen sind hin und wieder absolut legitim, solange die Einstellung und das Engagement stimmen. Und das war vor allem in der zweiten Hälfte. So ein Misserfolg bringt die Mannschaft weiter."
Frage: "Ein Sieg gegen Südafrika ist aber gerade jetzt mehr denn je Pflicht ..."
Klinsmann: "Es ist doch klar, dass wir gewinnen wollen. Das ist bei jedem Spiel so. Wir nehmen zurzeit aber noch in Kauf, dass das Ergebnis mal nicht stimmt. Viel wichtiger ist der Entwicklungsprozess der Spieler. Die Wahrheit werden wir bei der WM 2006 sehen. Daran lassen wir uns messen."
Frage: "Hat die Niederlage gegen die Slowakei personelle Konsequenzen?"
Klinsmann: "Nein, es gibt keine personellen Konsequenzen, weil es dafür keinen Grund gibt. Die Veränderungen in der ersten Elf gegen Südafrika waren bereits vorher so geplant. Alle vier Jungen werden von Beginn an spielen."