Großes Selbstbewusstsein bei Schalke 04, Untergangsstimmung bei Werder Bremen: Die Ausgangsposition der beiden Bundesliga-Klubs vor dem vorletzten Gruppenspiel in der Champions League könnte unterschiedlicher kaum sein. Während den Schalkern mit einem Sieg gegen Olympique Lyon am Mittwoch (20.45 Uhr) im günstigsten Fall sogar der vorzeitige Achtelfinal-Einzug winkt, glich der Bremer Betriebsausflug nach London zum Spiel gegen Tottenham Hotspur einer Reise zu einer Beerdigung.
Dass die Gemütslage derart grundverschieden ist, hatte nicht unerheblich damit zu tun, dass die Schalker mit einem 4:0 am vergangenen Samstag den Bremern einen weiteren Tiefschlag versetzt hatten. Nach vier Pflichtspielen ohne Torerfolg, dem Absturz auf den zwölften Tabellenplatz und einer für Bremer Verhältnisse geradezu lebhaften Trainerdiskussion im Umfeld steckt der dreimalige deutsche Meister in einer der größten Krisen der Klubgeschichte.
Felix Kroos steht vor seinem Profidebüt
So wollte vor dem Trip in die englische Hauptstadt auch keiner an ein x-tes Wunder von der Weser mehr glauben, zumal die Bremer mit dem letzten Aufgebot antreten müssen. Neun Spieler können an der mit 36.310 Zuschauern bereits ausverkauften White Hart Lane nicht auflaufen, stattdessen stehen Drittliga-Youngster wie Dominik Schmidt und Felix Kroos vor ihrem Profidebüt - und das in der Königsklasse.
"Da brauchen wir nicht mehr von der Champions League zu reden, wir sind ja keine Träumer", meinte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs zur misslichen Situation. Statt den Fokus ganz auf das Kerngeschäft Bundesliga legen zu können, müssen die Norddeutschen mit einer weiteren Niederlage rechnen. Die würde dann auch rechnerisch das vorzeitige Aus besiegeln, noch bevor Titelverteidiger Inter Mailand am 7. Dezember im Weserstadion gastiert. Und da wäre dann bei einer weiteren Pleite sogar die weitere Teilnahme an der Europa League verspielt.
Nicht einbrechen, nicht abgeschlachtet werden - das wäre angesichts der rasanten sportlichen Talfahrt der vergangenen Wochen fast schon ein Erfolgserlebnis. Und ein Lebenszeichen eines Teams, das zuletzt alles andere als eine Mannschaft war und damit auch ihren Coach in beispiellose Bedrängnis gebracht hatte. Mittlerweile ist erste Selbstkritik zu vernehmen. Nationalspieler Aaron Hunt: "Nicht der Trainer ist das Problem, sondern wir sind es."
Ähnliche Töne waren vor nicht allzu langer Zeit auch im Ruhrgebiet zu hören. Doch mit zuletzt sieben Punkten aus drei Bundesliga-Partien haben die Knappen erfolgreich Krisenbewältigung betrieben. Und nach dem Gala-Auftritt vom Wochenende ist erstmals in dieser Saison so etwas wie Selbstbewusstsein zu spüren. Den Schwung müsse man nun auch in die Champions League mitnehmen, fordert Trainer Felix Magath.
Metzelder: "Wir müssen gewinnen"
Ein Sieg gegen die Franzosen könnte bereits der vorzeitige Einzug ins Achtelfinale bedeuten, vorausgesetzt, dass Benfica Lissabon bei Hapoel Tel Aviv patzt. Der wahrscheinlichere Fall ist aber, dass es am 7. Dezember in Lissabon zum Gruppen-Endspiel um Platz zwei kommt. "Wir müssen gewinnen, da gibt es kein vertun", meinte auch Abwehrspieler Christoph Metzelder vor dem 116. Europacup-Spiel der Schalker und hofft auf den dritten Heimsieg in der Königsklasse, um die komfortable Ausgangssituation nicht zu verspielen.
"Wir haben es selbst in der Hand, ob wir weiterkommen oder nicht. Das ist eine sehr gute Basis", sagte der niederländische Stürmerstar Klaas-Jan Huntelaar.
Das Selbstbewusstsein ist durchaus angebracht, denn nach dem Fehlstart mit nur einem Sieg aus zehn Bundesliga-Spielen greift im Schalker Spiel allmählich ein Rädchen ins andere. Spätestens seit vergangenen Samstag ist auch Weltstar Raul in Gelsenkirchen angekommen, hatte er mit seinen drei Toren gegen Werder die Kritiker doch endgültig verstummen lassen. Da passt es ins Bild, dass auch Vorlagengeber Jefferson Farfan zu alter Stärke wiedergefunden hat und sogar die lange kritisierte Abwehr um Ex-Nationalspieler Metzelder immer stabiler wird. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen: