"Aus sportlicher Sicht ist es der nächste Schritt in Richtung Weltklasse. Ich habe immer gesagt, dass ich ein internationaler Topspieler werden will. Bei allem Respekt vor dem VfB, dem ich viel zu verdanken habe: Aber Real ist eine andere Hausnummer", sagte der 23 Jahre alte Nationalspieler, einer der deutschen Shootingstars bei der WM in Südafrika, im Interview mit der Welt am Sonntag zu seinem Wechsel in die spanische Hauptstadt.
Die Faszination des berühmtesten Fußball-Klubs der Welt, aber vor allem die Aura eines Jose Mourinho haben den defensiven Mittelfeldspieler nicht lange überlegen lassen. "Das war relativ kurz, aber total überzeugend", sagte Khedira zu dem Gespräch mit dem exzentrischen Portugiesen, der den FC Porto 2004 und in diesem Jahr Inter Mailand auf den Champions-League-Thron führte. "Er hat wirklich nicht viele Worte verloren. Aber die, die er gewählt hat, waren sehr klar. Ich habe gemerkt, dass er mich unbedingt haben möchte und mit mir arbeiten will. Deshalb musste ich nicht lange überlegen, was für mich das Beste ist."
Mit einem Privatjet flogen die Königlichen den Wunschspieler ein. Die sportmedizinische Untersuchung verlief erwartungsgemäß wie geschmiert, Real bestätigte die Einigung über einen Vertrag bis 2015. Ordentliches Geld wird Khedira auch verdienen, von 2,5 Millionen Euro netto pro Jahr ist die Rede.
Aber das sind angenehme Nebengeräusche, wenn man die Worte des Sohnes einer Deutschen und eines Tunesiers richtig interpretiert. Der Ehrgeiz steht im Vordergrund, Konkurrenz auf seiner Lieblingsposition wie Weltmeister Xabi Alonso fürchtet er nicht. "Ich habe Respekt, aber keine Angst. Denn die WM hat mir Vertrauen in meine Person gegeben. Wir haben in Südafrika nicht gegen mittelklassige Gegner gespielt, sondern gegen England, Argentinien und Spanien, selbst wenn uns Spanien gestoppt hat. Ich habe gemerkt, dass ich auf hohem Niveau bestehen und mir so einen Schritt zutrauen kann", sagte Khedira.
Bundestrainer Joachim Löw habe ihm zu diesem Schritt gratuliert. Der Mittelfeldspieler will mit seinen Erfahrungen auch den deutschen Fußball voranbringen. "Ich denke, von diesem Transfer profitiere nicht nur ich, sondern mit Sicherheit auch der deutsche Fußball. Denn meine Erfahrungen kann ich zukünftig auch in der Nationalmannschaft einbringen", sagte er. Khedira spielt die Position von Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack - und will das auch weiterhin tun: "Ich werde mich definitiv nicht freiwillig hinten anstellen und mich zurücknehmen, wenn es um die Plätze in der Startelf geht."
Ein Selbstbewusstsein, das Jose Mourinho gefallen und Löw sowohl Möglichkeiten als auch schwierige Entscheidungen verschafft. In der "Realen" Welt kam Khedira zu Wochenbeginn an, im Trainingslager in Los Angeles - der Heimat der Traumfabrik Hollywood. Khedira: "Ein Traum ist wahrgeworden. Ich bin sicher, dass ich mit Real unter Mourinho Titel gewinnen werde. Seine Mannschaften spielen taktisch perfekt. Er ist ein Gewinner.