Als neuer Mann an der Seitenlinie wurde vor einigen Wochen Jürgen Krust, ein Urgestein des Frauenfußballs, präsentiert, der zugleich in einer Doppelfunktion als Coach und Sportlicher Leiter tätig sein wird. Das Ausmaß der Situation an der Lohrheide war ihm so nicht bekannt, wie er zugibt: „Ich habe die Bundesliga in den letzten Jahren nur vom Rande aus beobachtet. Und ich war doch sehr überrascht, dass eigentlich gar keine Mannschaft mehr vorhanden war.“ Die Spielerinnen, die sich für einen Verbleib in Wattenscheid entschieden, lassen sich an einer Hand abzählen. Obliers sind vier Akteurinnen (Julia Debitzki, Claudia Götte, Ramona Petzelberger und Sarah Schröder) nach Neuenahr gefolgt.
Geblieben sind: Klara Muhle, Silke van den Berg, Sara Doorsoun, Lisa Quast, Janine Ganser, Laura Hoffmann, Janine Götze (Wattenscheid II)
Externe Neuzugänge: Michelle Ney (SV Rees), Christina Wessendorf (FC Rhade), Julia Goldmann, Julia Nowack (Borussia M‘gladbach), Julia Zumdick (SC Lüdenscheid), Nadja Deyke und Deniz Kocakaya (beide (FCR Duisburg II), Andrea Martini (GSV Moers)
Und auch Kyra Malinowski ist mit dem Wechsel zur SG Essen-Schönebeck der Sprung ins Oberhaus des Frauenfußballs gelungen.
Es lag somit an Krust, innerhalb von kurzer Zeit ein neues Team aufzubauen. Aber Krust ist ein Mann, der sich gerne den Herausforderungen stellt. Neben einigen U17-Akteurinnen gib es auch externe Neuzugänge, von denen aber nur wenige über Bundesliga-Erfahrung verfügen „Der gesamte Kader hat bei Weitem nicht das Zweitligaformat. Meine Aufgabe ist es nun, mit der Mannschaft und den Trainern zusammen, dieses Niveau zu formen“, erklärt der 65-Jährige.
Aber auch diese Konstellation ist nicht neu für ihn. In der vergangenen Saison gelang ihm beim SV Rees in der Verbandsliga ein erfolgreicher Umbruch. Er konnte das junge Team auf Anhieb zur Vizemeisterschaft führen. „Ich bin aber kein Trainer, der sich mit Mittelmaß zufrieden gibt“, stellt Krust klar. Übertragen heißt dies: Im ersten Jahr bei den Ladies der SG Wattenscheid soll zunächst der Neuaufbau gelingen, in der zweiten Saison soll dann bereits das mittelfristige Ziel - die Rückkehr in die 1. Bundesliga - in Angriff genommen werden.
„Mein Ehrgeiz ist ungebrochen, sonst hätte ich das nicht gemacht. Sicherlich wäre es einfacher gewesen, wenn ich den Kader der Vorsaison übernommen hätte. Aber ich habe dennoch keinen Zweifel daran, dass es die richtige Entscheidung war“, betont Krust, der seit 1984 mit Ausnahme von seinen Abstechern beim SV Straelen und SV Vynen-Marienbaum immer im Frauenfußball tätig war, unter anderem beim KBC Duisburg, TSV Siegen und FCR 2001 Duisburg.
Die Vorbereitung für die am 20. September beginnende neue Saison startet bei der SG Wattenscheid 09 am 13. Juli. „Derzeit habe ich einen Kader von 22 Spielerinnen. Der wird sicherlich noch reduziert. Alle fangen bei null an, von daher hat jeder die gleiche Chance“, meint Krust. Spätestens bis zur Winterpause soll sich die Mannschaft schließlich gefunden haben. Vorläufiges Ziel bleibt, dem Abstiegskampf zu entkommen.