Julia Debitzki (SGS) und Sarah Freutel (MSV) haben beide für den jeweils anderen Verein gespielt, für beide hat das Derby eine besondere Bedeutung.
RevierSport hat mit ihnen über das Duell am Sonntag (11. Dezember, 16 Uhr), die Zeit bei den Ex-Vereinen und die Entwicklung des Frauenfußballs insgesamt gesprochen.
Wie würden Sie Ihre bisherige Saison einschätzen? Sowohl für den Verein als auch persönlich?
Julia Debitzki (SGS): Wir sind leider nicht so gut gestartet, haben mittlerweile aber mehr Konstanz reinbekommen. Letzte Woche gegen Bremen ist es nicht gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir haben ja auch ein sehr junges Team, das darf man dabei nicht vergessen. Insgesamt ist die Entwicklung positiv.
Sarah Freutel (MSV): Wir haben sowohl uns selbst als auch das Umfeld und alle anderen überrascht. Wir haben als Aufsteiger niedrig gestapelt, aber schnell gemerkt, dass da mehr drin ist. Wir haben uns als Team sehr schnell gefunden und haben einen guten Zusammenhalt. Es zeichnet uns auch aus, dass wir bis zum Schluss dran glauben und alles geben. Wir sind ein junges Team, das sehr schnell und viel lernt, und für das Alter ist die Mentalität beeindruckend. Ich persönlich bin nach drei Jahren Pause sehr zufrieden, nach so langer Zeit konnte ich das ja gar nicht einschätzen, aber ich habe alle Spiele bis auf meine Rotsperre 90 Minuten gespielt. Mit dieser Mannschaft ist das eine coole Erfahrung, bei der ich lernen und mich entwickeln kann.
Das ist natürlich überragend, dass sich der Frauenfußball entwickelt. Wir können den Zuschauern immer mehr zeigen: Wir können Fußball spielen. Es ist immer schön, den einen oder anderen mehr zu begeistern und wenn sich nicht alles um den Männerfußball dreht
Julia Debitzki
Am Sonntag gibt es dann zum Jahresabschluss das Derby. Wie wichtig ist das Spiel am Samstag für Sie? Was haben Sie sich vorgenommen?
Debitzki: Für mich ist das natürlich ein besonderes Spiel, hier in der alten Heimat. Die ganze Familie wird im Stadion sein. Es wird geil hier aufzulaufen, war es auch früher schon immer. Wenn man aus Duisburg kommt, ist das immer ein Highlight. Auch, wenn es jetzt eine andere Trikotfarbe ist. Das Spiel wird sicher sehr kampfbetont. Wir wollen unbedingt punkten, als junges Team vor der Pause wäre das extrem wichtig. Im Derby gilt immer Fressen oder gefressen werden.
Freutel: Da würde ich mich anschließen. Ich erwarte ein spannendes, gutes Spiel mit richtigem Ruhrpott-Charakter. So ein Derby ist natürlich cool zum Jahresabschluss, beide haben Bock und haben diesen Ruhrpottcharakter in sich. Ich habe zehn Jahre für Essen gespielt, das wird auch für mich besonders. Der MSV ist mein erster anderer Verein in der Bundesliga, ich habe mich hier schnell zu Hause gefühlt, das hätte ich nach der langen Zeit in Essen nicht gedacht. Das Spiel hat für mich einen sehr besonderen Charakter.
Ihr Tipp? Wie geht es aus?
Debitzki: Da möchte ich vorher keine Mutmaßung anstellen. Es wird ein ausgeglichenes Spiel, jeder von uns hat Stärken und Schwächen. Wer besser startet und den Willen hat, zu kratzen, beißen und alles reinzuwerfen, hat Chancen. Ich denke, es wird einen Sieger geben.
Freutel: Vielleicht ein recht knapper Sieg dann. Wir hauen auf jeden Fall alles raus, aber Tippen vor dem Spiel mache ich ungern.
Sie haben beide jeweils beim anderen Verein gespielt, wie erinnern Sie sich an Ihre Zeit? Was waren Ihre Highlights?
Freutel: Für mich ganz klar das Pokalfinale 2014. Das war einfach beispiellos. Auch mit dem Halbfinale davor wegen meines entscheidenden Tores, das vergisst man nicht. Das war das einzige Mal, dass ich vor so einer Kulisse gespielt habe. Generell haben wir uns gerade in den ersten Jahren von Saison zu Saison entwickelt. Wir hatten einen besonderen Teamspirit, es war eine Zeit, die Spaß gemacht hat.
Debitzki: Highlight war für mich die Saison 2019/20. Das letzte Spiel hatten wir in Jena und mussten punkten. Die Saison war insgesamt ein totales Auf und ab, du warst kurz oben und hattest Hoffnung, dann doch wieder unten drin. Wir standen enorm unter Druck, haben aber als kompletter Verein zusammengehalten. Schon beim 1:1 gegen Köln in der 90. Minute haben wir hier die Hütte abgerissen. Dann kam der 2:0-Sieg in Jena, unbeschreiblich.
Wie viel Kontakt gibt es noch zum alten Verein? Gibt es Freundschaften, die gehalten haben und bei denen man sich besonders auf das Duell auf dem Platz freut?
Debitzki: Ja, da ist auf jeden Fall noch Kontakt. Ich war letztens erst am Trainingsgelände und habe geschaut, wen ich noch so kenne. Wenn man die eine oder andere trifft, ist es schön, sich auszutauschen.
Freutel: Viele sind aus meiner Zeit nicht mehr da, nur so zwei, drei, aber wenn man sich sieht freut man sich immer sehr, sich zu unterhalten. Ich habe unter Trainer und Co-Trainerin gespielt, es sind doch einige bekannte Gesichter.
Dann ist ja erstmal die Winterpause, Anfang Februar geht es dann weiter. Was sind Ihre Ziele für die Rückrunde? Freutel: Auf jeden Fall wird es im Winter wichtig, zu reflektieren. Das muss man erst mal sacken lassen und verarbeiten, was da gerade passiert ist, um das in die Rückrunde mitnehmen zu können. Wir dürfen uns nicht ausruhen und müssen weiter arbeiten, jedes Spiel das Bestmögliche rausholen. Übergeordnet ist nach wie vor der Klassenerhalt das Ziel, wir wollen jedes Spiel alles tun, dass der Druck nicht kommt, irgendwann siegen zu müssen.
Debitzki: Wir müssen jedes Spiel fighten, um zu gewinnen. Wir können in jedem Spiel punkten, im unteren Tabellenbereich ist alles möglich. Die Liga ist sehr ausgeglichen, jeder Punkt ist sehr wichtig, auch jedes Tor und Gegentor kann am Ende entscheidend sein.
Blicken wir einmal noch auf den Frauenfußball insgesamt. Wie sehen Sie da die Entwicklung gerade in Deutschland? Auch mit Blick auf die EM im Sommer und die frühe Pause der Männer, merken Sie da ein gestiegenes Interesse?
Freutel: Insgesamt ist da viel Bewegung drin, das tut gut in allen Bereichen. Das müssen wir jetzt nachhaltig ausbauen. Ich bin für diese Erfahrungen auch dankbar, solche Kulissen waren das vor drei Jahren noch nicht. Beim Spiel in Freiburg war richtig gut Stimmung, das ist eine neue Erfahrung im Frauenfußball. Und das gesamte Bewusstsein ändert sich. Ich habe mich gewundert, dass sich Freunde, die Frauenfußball sonst nicht gesehen haben, bei der EM im Sommer sehr gut auskannten.
Debitzki: Das ist natürlich überragend, dass sich der Frauenfußball entwickelt. Wir können den Zuschauern immer mehr zeigen: Wir können Fußball spielen. Es ist immer schön, den einen oder anderen mehr zu begeistern und wenn sich nicht alles um den Männerfußball dreht.