„Das kam jetzt schon ein wenig überraschend für mich“, gibt Weiß zu. Gesucht wird letztendlich eine Nummer drei für die Auswahl von Bundestrainerin Silvia Neid, nachdem Silke Rottenberg ihren Abschied erklärt hat. Nummer eins ist Nadine Angerer (Djurgarden Damfotball), „Vize“ ist „Uschi“ Noll (Bad Neuenahr). Vorab erfolgte bekanntlich das Weiß-Debüt in der U23 beim Test gegen die USA (0:1). Verantwortliche Trainerin dort ist Ulrike Ballweg, „Co“ von Neid, die sich Weiß bei mehreren Bundesligaspielen anschaute. Weiß: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen könnte.“ Man merkt ihr die ehrliche Aufregung an. „Der Schritt zur A-Auswahl ist schon enorm groß.“
Letztendlich überzeugt Leistung, nichts anderes: „Das ist wohl so“, grinst Weiß. Jetzt kann sich die gebürtige Düsseldorferin, die seit 2007 bei der SGS ist, „oben“ beweisen. Verstecken muss man sich nicht, entschuldigen erst recht nicht. Mutmaßungen, dass nur zwei Keeperinnen mit ins Reich der Mitte fahren, erscheinen eher unlogisch, weil gefährlich. „Darüber weiß ich noch nichts genaues, aber nur zwei Kandidatinnen ist eher unüblich.“
Der Sprung wäre ein Meilenstein für die Karriere. Privat gab es Erfolg durch das gebaute Abitur. „Ich bin durch, allerdings eher schlecht als recht.“ Durchschnittsnote 3,4. Weiß: „Für mich war wichtig, dass ich es überhaupt gepackt habe.“ Auch die nahe Zukunft ist bereits durchdacht: „Ich will in Bochum Sport studieren, danach schauen wir einmal weiter.“
Es geht also sportlich weiter, in jeder Hinsicht. „In Peking war ich noch nicht“, grübelt Weiß mit nicht zu unterdrückender Vorfreude. Wenn Neid sie aus dem U23-Duo auswählt. Weiß amüsiert: „Ich würde schon gerne hinfahren.“ Eine Nachfrage bei SGS-Teamkollegin Linda Bresonik bietet sich an, als Weltmeisterin kann sie Einblick geben in die chinesische Mentalität.
Das Semester an der Uni startet Anfang Oktober, das „Ringefest“ steigt vorab, bis dahin dürfte wenig Urlaub angesetzt sein. „Meine Pläne stehen“, schmunzelt Weiß, „Reisen werde ich erst einmal nicht ansetzen.“ Der Ort Tianjin dürfte dafür entschädigen, dort findet in China die Fußballkonkurrenz statt. In Schönebeck ist Weiß bis 2009 gebunden, der Club macht Verlängerungs-Absichten klar. „Das wurde angedeutet. Ich schaue einmal, wie sich das entwickelt.“ Vor allen Dingen, was sich Sonntag tut.
Die Frage bewegt, wen die SGS vielleicht zum Meister macht? „Wir würden uns freuen, wenn wir Frankfurt ein Bein stellen könnten, aber mit Duisburg als Reviernachbarn ist das immer so eine Sache.“ Die alte Rivalität mit ihrem Ex-Club, wo sie auch eher mit leichtem Grollen schied. Weiß macht klar: „Aber wenn es wieder der 1.FFC wird, wäre das wie immer.“ Also dann doch lieber der FCR. Was nicht für Caro Hamann gilt, die setzt offenbar auf die SGS und kommt aus Wattenscheid.