Da waren sich Zsófia Rácz und ihre Trainerin mal nicht ganz einig. „Das muss ich mir erst noch einmal in der Aufzeichnung anschauen. Für mich war das eigentlich nur ein normaler Körperkontakt“, sagte die Ungarin in Reihen des Fußball-Bundesligisten MSV Duisburg am Sonntag nach dem Abpfiff der Partie gegen den FC Bayern München. Damit bezog sie sich auf die Szene, die den spielentscheidenden Strafstoß nach sich zog. Inka Grings beurteilte das Duell ihrer Innenverteidigerin mit der Niederländerin Vivianne Miedema anders: „Das war ein klarer Elfmeter.“
Ob korrekt oder nicht – Schiedsrichterin Karoline Wacker zeigte zehn Minuten vor Spielende auf den Punkt, Nationalspielerin Melanie Behringer verwandelte souverän. Das war’s dann mit der Hoffnung auf einen Überraschungspunkt gegen den Meister. „Wir haben gut gespielt und gut gekämpft. Das Unentschieden hätten wir uns verdient gehabt“, trauerte Zsófia Rácz der Chance nach. In die 2. Bundesliga möchte die 28-Jährige gewiss nicht zurück.
Dort spielte sie schon seit 2012 bis zum vergangenen Sommer, zunächst drei Jahre lang in Berlin für den 1. FC Lübars, mit dem sie 2015 auch Meister der Nord-Gruppe wurde; der Verein verzichtete aber aus finanziellen Gründen auf den Aufstieg. Im Januar 2016 wechselte sie dann zu den Zebras und fügte sich nahezu nahtlos in die Mannschaft ein, die am Ende mit 22 Siegen in 22 Zweitliga-Spielen vermutlich einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt hat.
Der Start in die aktuelle Saison war etwas holprig; an den beiden ersten Spieltagen kam sie nur von der Bank. Seit Runde drei ist sie aus dem Grings-Team aber nicht mehr wegzudenken und hat in sämtlichen Partien über die komplette Distanz auf dem Platz gestanden. Ein Umstand, der auch in ihrer Heimat nicht verborgen blieb: Nachdem Rácz zu Beginn ihrer Duisburger Zeit noch bei der ungarischen Nationalmannschaft etwas außen vor gewesen war, hat sie Nationaltrainerin Edina Markó nun wieder voll auf dem Zettel. Unlängst hat sie ihr 75. Länderspiel bestritten. „Ich wusste, dass ich mit guten Leistungen wieder meine Chance bekommen würde“, sagt Zsófia Rácz.
Die zeigt sie in Duisburg – mittlerweile auf einer Position, auf der sie zuvor nicht beheimatet war. Seit Rahel Kiwic in die Spitze vorgezogen worden ist, läuft die gelernte Mittelfeldspielerin als Innenverteidigerin auf: erst neben Virginia Kirchberger, dann seit der Rückkehr von Linda Bresonik an der Seite der Kapitänin. „Da fühle ich mich wohl“, meint die Ungarin, die es genießt, ein Duo mit der zweifachen Weltmeisterin zu bilden: „Sie ist ja nach wie vor unsere beste Spielerin.“
Gefordert ist die Innenverteidiger-Paar schon am kommenden Sonntag wieder zu Hause. Dann ist der SC Sand am Rheindeich zu Gast – und dann gilt es dringend zu punkten.