Abstieg, Aufstieg, Klassenerhalt. Wenn alles so läuft, wie sich Inka Grings das vorstellt, wird ihre Amtszeit als Trainerin des MSV Duisburg diese drei Eckpfeiler umfassen – und damit im Sommer enden. Nach drei Jahren an der Seitenlinie der Zebras hat sich die treffsicherste Torjägerin in der Geschichte der Frauenfußball-Bundesliga dazu entschieden, den Ort ihrer größten Erfolge zu verlassen. Die 38-Jährige löst ihren noch bis 2018 laufenden Vertrag mit Ablauf dieser Saison auf und wird, wie der MSV bekanntgab, „eine neue Herausforderung in verantwortlicher Position in einem Jugendleistungszentrum annehmen.“ Bei welchem Verein sie dies tut, wurde noch nicht kommuniziert.
Das bedeutet: Inka Grings lässt den Frauenfußball hinter sich und wechselt zum männlichen Nachwuchs. „Ich hatte hier bis jetzt eine tolle Zeit, aber diese Chance musste ich wahrnehmen. Ich bin dem MSV sehr dankbar dafür, dass er mir dabei entgegengekommen ist“, sagt sie. Die Statements, die aus der Chefetage der Zebras übermittelt werden, lassen gedrosselte Begeisterung erkennen: „Inka hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie sich eine Zukunft im Herrenfußball wünscht. Dass sie nun die Gelegenheit früher als gedacht erhält, ist für uns nicht optimal, aber wir werden ihr keine Steine in den Weg legen“, lässt sich Präsident Ingo Wald zitieren. „Die Situation ist nicht einfach“, sagt Geschäftsführer Peter Mohnhaupt.
Schwierige Zukunftsplanung
Das ist sie in der Tat aus mehreren Gründen nicht. Die MSV-Frauen stecken noch mitten im Abstiegskampf, den sie freilich mit besseren Voraussetzungen als in der misslungenen Grings-Premierensaison bestreiten. Dass ihre Mannschaft eine negative Reaktion auf die Bekanntgabe zeigt, glaubt die Trainerin nicht: „Wir verfolgen ja alle dasselbe Ziel. Die Spielerinnen sind professionell und ehrgeizig genug.“ Es ist aber eben auch so, dass die Zukunftsplanung unter diesem Gesichtspunkt zweigleisig erfolgen muss, will man denn seriös vorgehen. Und dann ist da eben noch die vakante Trainerposition: Einen Kader zusammenzustellen, bevor der Platz auf der Bank besetzt ist, entbehrt nicht eines gewissen Risikos.
Wohin Inka Grings von ihrem Wohnort Köln aus demnächst fahren wird, mochte sie noch nicht preisgeben. „Das will der neue Verein selbst öffentlich machen“, sagt die ausgebildete Fußballlehrerin. Als das Angebot bei ihr eingegangen sei, habe sie nicht spontan zugesagt, sondern „ganz entspannt“ erst einmal weitere Gespräche folgen lassen: „Gegenüber dem MSV habe ich auch mit offenen Karten gespielt. Ich habe gesagt, dass mir ein Angebot vorliegt, ich mir aber auch andere Konstellationen vorstellen könnte. Letztlich sind wir aber übereingekommen, dass der Weg, den ich jetzt bestreite, der realistischste ist.“
Die Formulierung „verantwortliche Position in einem Jugendleistungszentrum“ legt den Eindruck nahe, Grings wolle womöglich selbst nicht mehr Trainerin sein. Das verneint sie aber eindeutig: „Auf keinen Fall, ich sehe mich schon weiterhin als Trainerin. Allerdings werden eben noch Aufgaben dazukommen. Ich bin noch jung und wissbegierig, deshalb möchte ich unbedingt diese neue Erfahrung machen.“