Nur noch 30 Meter sind es bis zum gegnerischen Tor, keine Gegenspielerin kann sie mehr aufhalten. „Das war komisch. Ich wusste, den muss ich reinmachen. Aber es war Bundesliga“, sagt Anyomi. Und eben nicht in der U17. Anmerken ließ sie sich aber nichts und vollstreckte kaltschnäuzig. Die SGS gewann letztlich mit 4:0 und hatte eine neue große Nachwuchshoffnung. Nur Sofia Nati und Lea Schüller waren bei ihrem ersten Bundesliga-Treffer noch jünger als Anyomi. „Unglaublich“, sagt sie. „Ich habe bestimmt tausend Nachrichten bekommen. Alle haben mir gratuliert.“ Wenige Tage später ließ sie gegen Bayer Leverkusen sogar einen Doppelpack folgen, bei dem sie erneut von ihrer enormen Schnelligkeit profitierte. „Ein unbeschreibliches Gefühl.“
Und plötzlich war ihr Name auch vor den großen Spielen gegen Wolfsburg, Bayern und Frankfurt in aller Munde. Interviewanfragen häuften sich, selbst TV-Kameras waren auf Anyomi gerichtet. „Da war ich schon nervös. Aber ich habe versucht, mich nicht ablenken zu lassen“, sagt sie. Trotzdem waren rein sportlich gesehen die letzten Wochen des vergangenen Jahres die wohl aufregendsten für die Schülerin. Auch deshalb nutzt sie die Winterpause wie auch die Ferien „zur Erholung“.
Aber die Essenerin hat noch viel vor. Schließlich kommt ihr jüngster Karrieresprung nicht von ungefähr. Schon in der vergangenen Saison trainierte Anyomi unter Markus Högner zwei- bis dreimal in der Woche mit der ersten Mannschaft. Als Daniel Kraus vor dieser Spielzeit das Traineramt übernahm, rückte die Angreiferin fest in den Kader. Spätestens nach der Verletzung von Lea Schüller ist die deutsche U17-Nationalspielerin fester Bestandteil der Essener Offensive. „Ich habe viel mit unserem Trainer darüber gesprochen. Aber als ich das erste Mal in der Startelf stand, war es schon überraschend“, sagt sie. Sorgen, dass sie sich mit erst 16 Jahren körperlich nicht in der Eliteliga behaupten kann, hatte sie aber nicht. Die nötige Zweikampfhärte hat sie schon im Alter von sieben Jahren von ihren Brüdern Romel und Dennis gelernt. Bis 2013 kickte Anyomi zudem für Mönchengladbach bei den Jungs. Ein Werdegang, der ein wenig an Teamkollegin Linda Dallmann erinnert.
„Ich hoffe, dass ich in der Startelf bleibe und Tore für das Team schieße“, sagt sie. Auf lange Sicht möchte sie es in die A-Nationalmannschaft schaffen und um die ganz großen Titel bei Welt- und Europameisterschaften mitspielen. „Ein riesiges Ziel wäre es auch, mit der SGS in die Champions League zu kommen“, meint sie. Ambitioniert und von Euphorie getragen – ohne Frage. Aber mit ihren 16 Jahren darf Anyomi auch etwas träumen. Nach den vergangenen Wochen allemal.