"Wir haben die Talente, wir bauen auf die Jugend", nickt Ferdi Seidelt, 1. Vorsitzender, begeistert ab. Dazu gehört auch Irini Joannidou, die allerdings am Sonntag nach zehn Minuten mit einem Schlüsselbeinbruch ausschied. Birker: "In der Halbzeit war das die erste Frage der anderen Mädels. Wie geht es Irini, jetzt spielen wir für sie." Auch U17-Nationalspielerin Marith Prießen und Ilka Pedersen gehen nach "oben".
Ein Quartett, das Birker, der jetzt zum KFC Uerdingen in die Jugendarbeit wechselt, gerne übergibt. "Ich bin so stolz auf die Truppe", erklärt Birker bewegt, gleichzeitig berichtet er: "Am Dienstag bin ich mit unserem Sieger-T-Shirt und der Meistermedaille um den Hals zur Arbeit gegangen. Außerdem hatte ich überlegt, mich dienstlich auch mit dem Titel Deutscher Meister zu melden." Der Mann arbeitet bei der Citibank. Birker ohne falsche Bescheidenheit: "Das ist mein Titel, den nimmt mir keiner mehr." Schickes Renommee!
Prießen erinnert sich grinsend an die Szenen im Mannschaftshotel vorab. "Wir trafen uns auf dem Balkon." In der Nacht vor dem Match, als die Mädels kaum schlafen konnten. Alles ohne Auswirkungen, man sah deutlich, warum sich der FCR durchsetzte: Bessere Einzelakteurinnen auf den Schlüsselpositionen, bessere Athletik - die entscheidenden Faktoren. So Prießen auf der ominösen "6". "Sie ist unheimlich clever", bekennt Obliers angetan. Forderte permanent die Bälle, alles mit ungewöhnlicher Präsenz auf dem Feld, sich in der Gesamtreife deutlich vom Rest des Ensembles abhebend.
Birker: "Großartig." Der Schulterschluss: "Auch Turid ist weit", legt sich Obliers fest. Unser Unterbau stimmt, für mich ist das riesig, meine arrivierten Kadermitglieder kriegen richtig Druck. Dazu kommt, unsere Zweitvertretung spielt jetzt in Liga zwei, das ist ein super Auffangbecken." Birker will nicht wiedersprechen. "Die Mädels gehen ihren Weg, ich als Trainer konnte immer nur die Richtung vorgeben, alles andere müssen sie doch alleine machen."
Jetzt mit einer gehörigen Portion begeisterter Emotionen im Tank. Knaak: "Was ist das für ein unglaubliches Gefühl? Wir sind Deutscher Meister." Prießen springt auch noch von einem Fuß auf den anderen. "Einfach unbeschreiblich, wir werden das wohl erst in ein paar Tagen richtig realisieren, vielleicht auch erst in ein, zwei Jahren."
Alles fing mit der Nationalhymne an. "Wir haben mitgesungen", lächelt Knaak keck. Prießen ergänzt schelmisch: "Den Text haben wir drauf, schließlich kennen wir das von der Nationalmannschaft. Das erzeugt schon immer eine Gänsehaut." Birkers Fazit: "Ich bin mir sicher, Turid und Marith werden sich durchsetzen. Turid muss noch eine Spur aggressiver werden." Und Prießen noch fitter, sie hat nach allerdings unbestätigtem Verdacht auf einen Kreuzbandriss noch eine Kniebandage ("reine Kopfsache") und Trainingsrückstand. Knaak gibt ohne falsche Bescheidenheit zu: "Schon schick, jetzt so im Fokus zu stehen."
16 Jährchen jung sind die beiden hochveranlagten Kickerinnen, genau im richtigen Alter, um Ziele zu haben, vor allen Dingen das Jahr 2011, die WM soll in Deutschland stattfinden. "Natürlich habe ich das Vorhaben A-Nationalmannschaft", nickt Prießen. Warum auch nicht? Knaaks Augen hören nicht auf zu glänzen. "Aber realistisch muss man bleiben, das ist noch ein weiter Weg." Auf diesem zum Beispiel noch das Abitur auf einem Sport-Gynmasium als Etappe fest steht. Knaak: "Mal abwarten, was dann passiert, uns steht so viel offen, ein Sportstudium wäre gar nicht schlecht."
Die Hochschulreife steht in knapp zwei Jahren an, vorab muss sich dem Wettbewerb bei Obliers in der Bundesliga gestellt werden. Prießen: "Wir wollen uns durchsetzen und etablieren." Rohdiamanten, die der eigenen Bundesliga-Auswahl mitlerweile genau einen Schritt voraus sind, sie holten einen deutschen Titel, den ersten für den 2001 aus der Taufe gehobenen Club. Birker schmunzelt: "Auch nicht schlecht."Oliver Gerulat