Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid, das erneut ohne Spielführerin Birgit Prinz auflief, unterlag 0:1 (0:0) n.V. im Viertelfinale gegen Japan. Damit ist auch die Olympia-Qualifikation in Gefahr.
Die eingewechselte Japanerin Karina Maruyama erzielte in der 108. Minute das entscheidende Tor gegen die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die erstmals seit dem 1. Juli 1999 wieder ein WM-Spiel verlor (zuvor 14 Siege, 1 Remis). Neid, die Deutschland durch den dritten WM-Triumph in Folge zum alleinigen Rekord-Weltmeister machen wollte, kassierte gleichzeitig ihre erste Niederlage als Cheftrainerin bei einer WM oder EM (zuvor ebenfalls 14 Siege, 1 Remis).
Die Japanerinnen feierten im neunten Duell mit den Deutschen nach zuvor sieben Niederlagen und einem Remis den ersten Sieg. Der Weltranglisten-Vierte trifft am Mittwoch im Halbfinale in Frankfurt/Main auf Schweden oder Australien.
[forum]6968,right[/forum] Die Gastgeberinnen wurden vor 26.067 Zuschauern im ausverkauften Wolfsburger Stadion erwartungsgemäß wieder nicht von der dreimaligen Weltfußballerin und Rekord-Nationalspielerin Prinz, sondern von Ersatz-Kapitänin Kerstin Garefrekes angeführt. Die zuletzt formschwache Prinz, die bis zum Spielende in der Zuschauerrolle blieb, hatte unter der Woche erklärt, dass sie sich am Ende ihrer internationalen Karriere in die Reservistenrolle fügen werde. Nach dem überraschenden WM-Aus ist die Karriere von Prinz im DFB-Team nun aber schneller beendet als erwartet. Für die 33-Jährige spielte erneut Bundesliga-Rekordtorjägerin Inka Grings, die im letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich (4:2) zweimal getroffen und ein Tor vorbereitet hatte, in der Sturmspitze.
Außenverteidigerin Linda Bresonik und Mittelfeldspielerin Melanie Behringer, die gegen Frankreich geschont wurden, kehrten in die Startformation zurück. Auch die von einer Gelbsperre bedrohten Kim Kulig, Simone Laudehr und Annike Krahn liefen von Beginn an auf. Dafür mussten sich Fatmire Bajramaj, Lena Goeßling und Bianca Schmidt, die gegen Frankreich in der Startelf standen, wieder mit einem Platz auf der Reservebank begnügen.
Die Deutschen verbuchten bereits in der 3. Minute die erste gute Chance durch Kulig, die nach einer Behringer-Ecke zum Kopfball kam. In dieser Situation verletzte sich Kulig allerdings am rechten Knie und musste fünf Minuten später ausgewechselt werden. Für die 21-Jährige, die auf der Bank hemmungslos weinte, kam Schmidt in die Partie. Die Potsdamerin rückte auf die rechte Außenverteidiger-Position, Bresonik übernahm Kuligs Platz.
Die Wechsel brachten die DFB-Auswahl ein wenig aus dem Konzept. Das deutsche Team bestimmte zwar weiter das Geschehen, viele Torchancen sprangen dabei aber nicht heraus. Erst in der 23. Minute sorgte Garefrekes nach einem Behringer-Freistoß wieder für Gefahr vor dem japanischen Tor.
In dieser Phase gelang es den Deutschen nicht, schnell von der Abwehr auf Angriff umzuschalten. Zudem waren die Zuspiele in die Spitze zu ungenau. Nach einem Fehler von Innenverteidigerin Saskia Bartusiak hätten die Japanerinnen durch Yuki Nagasato vom deutschen Meister Turbine Potsdam sogar in Führung gehen können (30.). Eine Minute später ließ Celia Okoyino da Mbabi auf der Gegenseite eine gute Chance ungenutzt.
Nach dem Seitenwechsel warteten die Zuschauer zunächst vergeblich auf einen deutschen Sturmlauf. Dem Spiel der Titelverteidigerinnen fehlten die Ideen, dazu kamen zu viele Fehlpässe und ungewohnte technische Defizite. Auch die Abwehr wirkte nicht immer sicher. Erst in der 56. Minute verbuchten die Deutschen durch einen Kopfball von Laudehr wieder eine Möglichkeit.
Nach dieser Szene verfiel das Neid-Team wieder in ihr statisches Spiel, Japan lauerte auf Konter. Da das deutsche Spiel nicht in Schwung kam, wurden die Zuschauer Mitte der zweiten Hälfte bereits unruhig.
Auch in der Verlängerung fanden die Gastgeberinnen nie ihren Rhytmus und ließen die viel kleineren Japanerinnen viel zu viel Platz. Den nutzte dann Maruyama bei ihrem Schuss aus spitzem Winkel ins lange Eck zum 1:0. Die deutsche Torfrau Nadine Angerer sah beim Gegentreffer nicht besonders gut aus.