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Adler Frintrop: Hansi Wüst im Interview
"Ich bin wie Bayern München"

Adler Frintrop: Hansi Wüst im Interview
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Hansi Wüst und Adler Frintrop, das passt zusammen wie Grillwurst und Büchsbier. Einst verdingte er sich als Manager von Preußen Münster, Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund, heute arbeitet er Bezirksliga. Wo er einst einen Mario Basler "für 30.000 Mark" an die Hafenstraße lockte, muss er nun mit Talenten und quasi ohne Geld gegen die Konkurrenz und einen "reichen" Platznachbarn kämpfen.

Dennoch formte der Coach aus dem Aufsteiger ein Spitzenteam und weckte ein neues Selbstverständnis am Wasserturm. Doch Wüst polarisiert und die Gerüchteküche brodelt - mal wieder.

Zwei Punkte aus den letzten sieben Spielen, 26 Punkte Rückstand auf den Aufsteiger Schönebeck, dennoch sind Sie mit Adler Frintrop erneut auf Platz vier gelandet. Was überwiegt: Freude oder Frust?

Hansi Wüst: Ich habe am Sonntag nach dem Spiel noch mit der Mannschaft zusammengesessen und die vergangenen Partien analysiert. Sicher wäre noch ein wenig mehr drin gewesen, aber letztlich haben wir mit Platz vier unser Minimalziel erreicht. Wir hatten zuletzt aber auch mit enormem Verletzungspech zu kämpfen. Insgesamt hatte ich nachher quasi 35 Saisontore auf der Tribüne sitzen und das kann keine Mannschaft so leicht auffangen. Außerdem haben wir uns vorgenommen, unsere "Dritte" zu retten und da den ein oder anderen runtergeschickt. Es war auch nicht unser erklärtes Ziel, aufzusteigen. Sicherlich hätten wir das angenommen, aber man muss auch realistisch sehen, dass Haarzopf und Schönebeck einfach zu stark waren, die konnten und wollten wir nicht erreichen, so hirnrissig sind wir nicht in die Saison gegangen.

Man könnte also wohlwollend davon sprechend, dass sich Adler in der Spitzengruppe etabliert hat. Trotzdem ist nun die Rede davon, dass etliche Leistungsträger dem Verein den Rücken kehren wollen.

Hansi Wüst, Trainer von Adler Frintrop.

Ja ja, das habe ich auch gehört. Letztlich sind es aber nur sechs Spieler. Daniel Checca-Romero und Dennis Peter wechseln zu Union Frintrop, Robin Kropp wird in die Landesliga zum ESC Rellinghausen gehen. Außerdem wechselt Christian Schwalm zu Dellwig 10, Sener Uzun wird sich Blau-Weiß Oberhausen-Lirich anschließen und Chris Timmerhaus muss aus beruflichen Gründen kürzer treten. Ich würde aber nur bei den ersten vier von echten Leistungsträgern sprechen und auch deren Abgang werden wir irgendwie auffangen.

Wie soll das genau aussehen?

Wir haben ja mit Sascha Katzke schon einen Angreifer überzeugen können, von Oberhausen-Lirich zurückzukehren, der in seiner Zeit hier auch immer für 25 Tore gut war. Mit Sebastian Kuhn haben wir außerdem einen neuen Keeper von der SG Osterfeld verpflichtet, der die Lücke, die Timmerhaus hinerlässt, sicherlich schließen kann. Mit anderen Kandidaten stehen wir noch in Verhandlungen. Die abgebenden Vereine sollen das nicht aus der Presse erfahren. So viel kann ich aber verraten: Es sind keine Namen, bei denen ganz Essen zusammenzuckt. Die Hochkaräter, die bei anderen Vereinen im Gespräch sind, können wir uns nicht leisten. Ein erfahrenerer Spieler ist dabei und beim Rest werden wir auch wieder auf junge Akteure setzen, die aber in meinen Augen alle die Chance haben, zu Leistungsträgern aufzusteigen.

Aber Sie ballen doch sicherlich die sprichwörtliche Faust in der Tasche, wenn Leistungsträger auch noch ausgerechnet zum Platznachbarn wechseln.

Was soll man da machen? Natürlich verliere ich ungern Spieler an den Platznachbarn, aber das hat eben nur einen Grund. Der hat vier Buchstaben, fängt mit "G" an und hört mit "eld" auf. Und da können wir eben nicht mithalten. Wir versuchen allmählich, uns diesbezüglich weiterzuentwickeln, aber das, was wir zahlen können, ist nach wie vor nicht der Rede wert. Da haben wir noch einen ganz gewaltigen Berg zu erklimmen. Daher müssen wir einfach ein Ausbildungsverein und eine Durchlaufstation für Talente bleiben. Viele haben ja jetzt schon Angebote und werden mit Sicherheit auch in naher Zukunft vielleicht sogar wesentlich höherklassig unterwegs sein. Aber das fasziniert mich an dieser Mannschaft. Obwohl nie über Geld gesprochen wird, haben die sich überzeugen lassen und sagen: "Wir wollen hier eine Entwicklung mitmachen."

Würde es angesichts dieser Konstellation nicht Sinn machen, noch mal über die schon oft angedacht Fusion mit dem Platznachbarn Union nachzudenken?

Die Chancen darauf sind zuletzt eher gesunken als gestiegen, weil auf beiden Seiten ein paar Dinge vorgefallen sind, die die Fronten verhärtet haben. Die Beziehung ist also eher ein wenig weiter auseinander gegangen, als dass wir uns angenähert hätten. Es ist jetzt auch kein besonders schlechtes Verhältnis, aber eben auch nicht besonders gut.

Welche Platzierung darf die Liga denn angesichts dieses Jugendstils von Ihrem Team erwarten?

Ich mache das von zwei Sachen abhängig. Zum einen: wie sieht die Gruppe aus? Und dann natürlich: wie sieht unser Kader und der der anderen Mannschaften am Ende aus? Natürlich wollen wir uns aber auch weiterentwickeln, ich spreche da immer ganz gerne von einem einstelligen Tabellenplatz. Das erzählen viele meiner Kollegen natürlich auch, aber ein einstelliger Tabellenplatz heißt ja nicht nur Rang neun, sondern kann auch Platz eins bedeuten.

Haben Sie selbst ein wenig Angst davor, bei einer kleineren Durststrecke in die Kritik zu geraten, schließlich sahen Sie sich trotz Ihres Erfolgs immer wieder Anfeindungen ausgesetzt...

Ich bin da in einer Situation wie mein Lieblingsklub Bayern München. Entweder man liebt oder man hasst einen. Als wir 14 Begegnungen ungeschlagen waren, hat sich keiner darum gekümmert und wenn es dann mal nicht so läuft, kommen plötzlich wieder anonyme Kritiker, die sich in irgendwelchen Foren zu Wort melden. Aber die interessieren mich überhaupt nicht und ich denke, da ist auch eine Menge Neid im Spiel. Ich bin unglaublich stolz auf das, was wir in Frintrop mit wenigen Mitteln erreicht haben, auch wenn ich nur ein ganz kleiner Teil des Großen und Ganzen bin.

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