Nach 95 Minuten Geschrei, Geschubse und Gezeter haben sie sich kurz nach Abpfiff wieder alle lieb: „Starkes Spiel, Ali“, klatscht Mintards Torjäger Mathias Lierhaus den Styrumer Trainer Zabad ab. „Hat Spaß gemacht“, sagt er, und schnauft durch. Zabad lächelt traurig. Sein Team, der 1. FC Mülheim, hat an diesem Abend Spaß gemacht, sein Team hat eine beeindruckende Leistung abgeliefert, dabei aber schlicht gegen eine bessere Mannschaft verloren – 0:1 hieß es nach 90 Minuten plus Nachspielzeit in Styrum.
Das Schweinespiel haben wir weg. Hier werden einige stolpern.
Ulf Ripke (Blau-Weiß Mintard)
„Das sind die Spiele, an denen große Mannschaften wachsen“, rief Mintard-Trainer Ulf Ripke im Mannschaftskreis nach dem Spiel, und sagte später erleichtert: „Das Schweinespiel haben wir weg. Hier werden noch einige andere Mannschaften stolpern.“
Sein Team war von diesem Stolperer gar nicht so weit entfernt – ein wenig Abgezocktheit und Nervenstärke fehlte den Löwen im entscheidenden Moment, keinesfalls Kampfgeist, Leidenschaft oder auch fußballerisches Können. Der 1. FC hielt mit, in einem Spiel das von der ersten Sekunde an wild war, indem sich beide Mannschaften nicht groß mit Aufbauspiel oder Mittelfeldgeplänkel aufhalten wollten. Es ging hoch und runter, harte Zweikämpfe, Vollkontakt.
Ein Spiel am Limit, ganz hart an der Grenze, bei einigen Aktionen etwas drüber – doch es kippte nie völlig ins Unfaire, vielleicht auch weil in dem Moment, als die Aggression besonders zwischen den Bänken und Zuschauern auf dem Höchststand war, der Schiedsrichter zur Halbzeit pfiff.
Taczkowski scheitert vom Punkt
Bis dahin waren schon 45 rasante Minuten um. Der 1. FC lief wie verrückt an, versuchte überfallartig zu kontern, was teilweise gut aussah, aber selten gefährlich wurde. Mintard ließ sich auf das Spiel ein, probierte viel tief und lang. Ballbesitz und Richtung wechselten oft, das kam den Löwen zugute, die ans Spielniveau der Mintarder nicht heranreichten. Blau-Weiß blieb zwar fußballerisch hinter den Erwartungen zurück, hielt aber dagegen und gab schnell die Antwort auf die heftige Gegenwehr: Nach zwölf Minuten rammte Marius Beyer eine Kniep-Freistoßflanke mit dem Kopf ins Tor. 0:1.
Doch die – auch an dieser Stelle – oft zitierten hängenden Köpfe von Styrum, sie hingen nicht. Die Löwen machten weiter, leisteten sich zwar Frustfouls, bekamen dann aber ihre große Chance, als BW-Verteidiger Beyer seinen Gegenspieler Mharchi umriss: Elfmeter. Marcel Taczkowski schwacher Versuch endete bei BW-Keeper Haas, worauf es hinter den Trainerbänken kurz hitzig wurde – zum Glück behielten Zabad und Ripke die Ruhe, beruhigten ihre Leute, eine Minute später war Pause.
Wir haben mitgehalten. Darauf können wir aufbauen.
Ali Zabad (1. FC Mülheim)
„Ich habe den Jungs gesagt, wir müssen kein Harakiri machen, sie sollen mehr auf Kontrolle gehen“, gibt Ripke seine Pausenansprache wieder und das war dann auch zu sehen. Die Löwen waren zwar dominant in Hälfte zwei, sie wirkten kraftvoller, unbändig entschlossen, hatten aber nur eine gute Chance: Als Mike Fuchs nach schöner Direktkombination das Außennetz traf. Der 1. FC gab alles, zerriss sich, warf alles nach vorne – doch die Mintarder Coolness, auch in fünf Minuten Nachspielzeit sowie einige Styrumer Undiszipliniertheiten verhinderten einen Punktgewinn der Heimmannschaft – der näher war als zuvor erhofft.
„Wir wollten vorher nicht viel reden, aber wir haben mitgehalten“, zog Trainer Ali Zabad das Positive aus dem Spiel. „Darauf können wir aufbauen.“