Ein Faktor, der vielen Fans und Verantwortlichen sofort ins Auge sprang, war die Trennung der beiden Klubs aus dem Dinslakener Stadtteil Lohberg. Der VfB, der sich 2015/16 mit einer sehr ordentlichen Rückrunde den Klassenverbleib sicherte, trifft in der Bezirksliga-Staffel 6 nun auf die Reserve der SSVg Velbert sowie auf die Teams aus Mülheim und Essen. A-Liga-Aufsteiger RWS bekommt es in Staffel 5 mit Vereinen aus Duisburg, Bottrop, Oberhausen und dem Kreis Bocholt zu tun. Auf dem ersten Blick eine verwunderliche Situation.
Allerdings: Dass die Nachbarn, deren Klubhäuser nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind, nun nicht aufeinandertreffen, hat offensichtlich seine Gründe. Allen voran beim letzten Liga-Duell im April 2015 gingen die Geschehnisse über eine "gesunde Rivalität" meilenweit hinaus. Faustschläge, schwere Beleidigungen, tumultartige Szenen - dass das damals noch in der Kreisliga A 2 stattfindende Spitzenspiel am Ende 1:1 ausging, war trotz der Wichtigkeit der Partie am Ende eigentlich nebensächlich. So mag es den einen oder anderen auch nicht verwundern, dass der VfB beim FVN einen Antrag stellte, mit RWS nach deren Aufstieg nicht in eine Liga zu kommen. "In der Vergangenheit wurden diese Spiele immer von Tätlichkeiten überschattet. Zuletzt beim letzten Aufeinandertreffen in der Saison 2014/2015 und daher können wir auch vorübergehend keine Sicherheit für unsere Zuschauer garantieren. Wir hatten im Vorstand darüber in Ruhe und ausführlich gesprochen. Der Beschluss fiel letztendlich einstimmig", begründet VfB-Präsidentin Karina Wistuba in einer Pressemitteilung des Klubs den Schritt.
Thomas Grefen, Trainer der Schwarz-Gelben, sieht in dem Beschluss des Verbands Vor- und Nachteile: "Sicherlich wären es zwei Spiele mit vielen Zuschauern, aber auch viel Konfliktpotential geworden." Generell ist Grefen, im vergangenen Jahr auch häufiger noch als Torwart tätig, mit der Einteilung eher unzufrieden: "Wir sind leider wieder nicht in den Genuss gekommen, in der Staffel zu spielen, in die wir wollten. Die Fahrerei wird schon extrem, das hat schon häufiger Landesliga-Niveau."
Kein richtiges Derby: Bei RWS überwiegt der Frust
"Grundsätzliche Zufriedenheit", äußert hingegen Thorsten Albustin, Chefcoach der Rot-Weißen. "Das sind viele attraktive Gegner, zudem wird in dieser Liga viel auf Rasen gespielt." Dass es 2016/17 aber nicht zu weiteren Derbys gegen den Nachbarn kommen wird, bedauert der frühere Schalker Torwarttrainer: "Ich finde das schade. Diese Spiele wären sicher sehr attraktive Derbys geworden. Viele Leute wollen uns leider immer noch in eine Schublade stecken, das ist zum Teil schon auch diskriminierend. In meiner Zeit hier hatten wir keine Probleme".
Ähnliche Worte findet auch der Sportliche Leiter Murat Karakas: "Man sollte nicht immer alles in die Vergangenheit zurückschieben. Uns und denen entgehen damit zweimal 1000 bis 1200 Zuschauer. Gerade von solchen Derbys lebt der Amateurfußball doch auch. Es ist sehr schade, aber wir müssen damit leben." Immerhin: Im Gegensatz zum VfB hat der Aufsteiger auch sehr kurze Auswärtstouren zum Duisburger Norden auf der Agenda. Allen voran Vierlinden, Hamborn und Neumühl (Genc Osman) halten die Spritkosten in geringeren Bereichen.