Anders verhält es sich bei Bezirksligaprimus SSVg Heiligenhaus. Die Mannschaft von Trainer Mesut Güngör hatte in der Vorrunde keine Probleme, eilte von Sieg zu Sieg. Nachdem der Rückrundenauftakt ins Wasser gefallen ist, musste die Mannschaft gleich zum Spitzenspiel zum FSV Vohwinkel. Es setzte dort nicht nur die erste Niederlage, sondern direkt eine richtige Klatsche, fünf Tore musste der Spitzenreiter schlucken. Für Güngör kam die Niederlage nicht unerwartet: "Wir haben keine vernünftige Vorbereitung absolvieren können. Die Mannschaft hat nicht gut gespielt. Ich hoffe, dass der Weckruf zur richtigen Zeit kam, die Mannschaft hat sich in letzter Zeit selber etwas vorgemacht, sich in einer Komfortzone bewegt, das ist tödlich."
Güngör selbst hat bereits früher Konsequenzen gezogen: "Ich werde meinen Vertrag nicht verlängern", kündigte er an. Ein harter Schlag für den Verein, der ab kommenden Sommer auf seinen Erfolgstrainer verzichten muss. Die Entscheidung fiel bereits vor der Partie gegen Vohwinkel, doch bestätigte die Leistung seiner Mannschaft ihn in seiner Entscheidung. "Ich möchte eine Mannschaft mit Ambitionen trainieren. Heiligenhaus in der Landesliga zu halten, ist kein Teufelswerk, doch habe ich keinen Bock auf Abstiegskampf oder Mittelmaß. Das ist nicht mein Anspruch."
Ob der Aufstieg noch einmal in Gefahr gerät, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Bleibt abzuwarten, wie stark sich die Mannschaft von der Entscheidung des Trainers beeinflussen lässt. Güngör ist kein Typ, der einen Rückzieher machen wird.
In der Winterpause hat sich der Abschied angedeutet, denn es kam zu Differenzen zwischen Vorstand und Trainer. Der Übungsleiter forderte vehement einen neuen Torhüter, da die Position einzig mit Patrick Bas sehr dünn besetzt ist. Der Vorstand lehnte jedoch ab. "Es lag wahrscheinlich am Geld", erklärt Güngör.
Die Geschichte kam beim Rückrundenauftakt wieder hoch, Bas fiel aus und der Coach musste mit Adrian Boenisch einen etatmäßigen Feldspieler zwischen die Pfosten stellen. Das Experiment missglückte, Boenisch sah bei den Gegentoren nicht gut aus und Güngör war extrem sauer: "Wahrscheinlich habe ich da etwas überreagiert. Mich stört es bloß, dass so eine Situation eintritt, vor der ich schon Monate vorher gewarnt habe."
Der Linienchef beorderte seine ganze Mannschaft zu einem einstündigen Rapport. Güngör hofft, dass seine Mannschaft den Weckruf verstanden hat: "Das Gespräch war äußerst positiv. Ich möchte immer das Optimum herausholen, so ist meine Persönlichkeit. Bis zum Ende werde ich alles dafür geben, dass wir aufsteigen werden."
Seine Zukunft hat der Trainer noch nicht geplant, möchte aber auch nichts ausschließen. "Ich muss nicht unbedingt in der Oberliga oder der Westfalenliga arbeiten, wichtig ist mir, dass die Strukturen stimmen, die Mannschaft muss eine Perspektive haben und die Ziele sollten langfristig angelegt sein." Einen Seitenhieb gegen seinen Noch-Verein verteilte Güngör auch noch: "Ich habe Verständnis, dass der Verein nicht über große finanzielle Mittel verfügt, dennoch ist es mir wichtig, dass Entscheidungen vorher mit mir abgesprochen werden. Es muss ein Vertrauensverhältnis bestehen, ich würde gerne darüber mitbestimmen, was meine Spieler verdienen. Die Entscheidungen dürfen nicht nur einseitig getroffen werden."