RevierSport Online: Herr Krust, zur neuen Spielzeit treten Sie bei einem nicht ambitionierten Bezirksligisten Ihren neuen Trainerjob an. Wie kommt es, dass Sie als Coach, der schon im Damen-Bundesligabereich gearbeitet hat, eine solche Aufgabe annehmen und wie kam überhaupt der Kontakt zustande?
Jürgen Krust: "Ich wohne seit drei Jahren in Birten, quasi um die Ecke. Das hat sich wohl schnell rumgesprochen. Als Herr Haal dann seinen Rücktritt zum Saisonende angekündigt hat, hat mich Stephan Kuypers, Obmann im Verein, angerufen und mir das Interesse von Vynen-Marienbaum an meiner Tätigkeit signalisiert."
RevierSport Online: War es denn eine spontane Entscheidung, ja zu sagen?
Jürgen Krust: "Es bedurfte schon einiger Gespräche, da ich durch meine vorherigen Stationen eine sehr professionelle Einstellung zum Fußball habe und ich nicht wusste, ob dies in der Bezirksliga der Fall ist. Doch im Verein habe ich das ausdrücklich angesprochen und mir wurde signalisiert, dass man meine Pläne durchaus begrüßt."
RevierSport Online: Sind denn jetzt alle Sachen geklärt?
Jürgen Krust: "Weitesgehend ja. Man ist von meinem Konzept überzeugt und unterstützt mich auch. Das einzige, was noch offen ist, ist die Frage, ob mit Oliver Lörsch, mein langjähriger Co-Trainer und absoluter Wunschkandidat für den Posten, auch engagiert wird."
RevierSport Online: Was werden Sie auf jeden Fall ändern?
Jürgen Krust: "Statt zwei mal wird drei mal pro Woche trainiert. Ich lege sehr großen Wert auf eine gute Beteiligung an den Übungseinheiten. Gleichwohl weiß ich, dass es in dieser Ligaklasse durchaus normal ist, dass Leute aus beruflichen Gründen oder anderen Dingen immer wieder ausfallen. Ich hoffe, dass es sich aber bei uns auf einem hohen Level einpendeln wird. Ich verlange, dass die Akteure, egal ob sie von der Arbeit kaputt sind, mit Begeisterung zum Training kommen."
RevierSport Online: Sie haben ja nun schon Ihre Mannschaft beobachtet. Wie stark schätzen Sie ihr Team ein und was werden Sie verbessern müssen?
Jürgen Krust: "Im Moment stehen schon einige Abgänge fest. Da müssen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten ein Team zusammenstellen, dass meinen Vorstellungen gerecht wird. Ich möchte einen Kader von 20 Feldspielern haben, um einen Konkurrenzkampf auf allen Positionen zu entfachen. Das Gerüst der Truppe bleibt aber wohl erhalten, so dass es durchaus realisierbar sein sollte. Wenn das geschafft ist, gehen wir die weiteren Dinge an."
RevierSport Online: Die da wären?
Jürgen Krust: "Ich plane je nach Gegner zwei bis drei neue Spielsysteme einzuführen. Wir werden auf jeden Fall die Vierer-Abwehrkette einführen. Das macht uns der Ligakonkurrent SV Budberg deutlich vor, dass dies auch in der Bezirksliga möglich ist, wo keine Lininenrichter auf dem Platz sind. Von diesem Vorhaben lasse ich mich nicht abbringen, denn es ist nicht eine Sache des Könnens, sondern des Willens, dies durchzusetzen. Ich selbst habe früher noch mit Libero gespielt und dies auch so im Training gelehrt. Doch seitdem ich diese Defensiv-Variante bei den Damen erfolgreich eingeführt habe, weiß ich, dass es eine unabdingbare Sache beim Fußball heutzutage ist."
RevierSport Online: Wie lautet Ihr Saisonziel?
Jürgen Krust: "Das ist aufgrund der noch nicht vollendeten Transfers schwer einzuschätzen. Das mindeste ist, dass wir nicht mehr gegen den Abstieg spielen. ich bin sehr ehrgeizig und würde gerne mehr erreichen, doch ich bin auch Realist und hoffe, dass wir uns auf jeden Fall steigern können. Aus diesem Grund haben wir uns auch erst einmal auf ein einjähriges Engagement geeinigt, mit allen offenen Optionen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es gut laufen wird. Es ist ja auch für mich ein Leistungstest. Die Erwartungen im Verein aufgrund meines Namens sind auf jeden Fall groß. Das spüre ich."
RevierSport Online: Wie würden Sie sich selbst als Trainer beschreiben?
Jürgen Krust: "Ich habe mich über die Jahre sehr verändert. Leute, die mich von früher kennen, sehen sicher noch den autoritären Coach vor sich, der auch schon mal ausflippt, wenn zum Beispiel der Schiedsrichter schlecht pfeift. Inzwischen bin ich ruhiger und gelassener geworden, was aber nicht die Abkehr einer gewissen Strenge bedeutet. Ich denke aber, dass die Leute mich schon respektieren, wenn Sie merken, dass die Dinge, die ich Ihnen erkläre, Hand und Fuß haben."
RevierSport Online: Was die Leute immer wieder interessiert, ist die Frage, worin der Unterschied zwischen den Damen und den Herren beim Fußball besteht.
Jürgen Krust: "Die Damen spielen und die Herren kämpfen. Ein direkter Vergleich ist aber nicht möglich, da die Frauen einfach physisch nicht mithalten können. Es liegt somit nicht an mangelnder Qualität, sondern an den physischen Voraussetzungen, wenn die Damen-Nationalmannschaft gegen einen A-Jugend Bundesligisten der Männer verliert."
RevierSport Online: Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Ex-Club FCR Duisburg, wo Sie ja die meisten Jahre verbracht haben und die größten Erfolge hatten?
Jürgen Krust: "Leider habe ich ja vom Vorstand ein Stadionverbot ausgesprochen bekommen. Somit besteht nur ein ganz sporadischer Kontakt zu vereinzelten Spielerinnen. Ich drücke Ihnen aber zum Pokalfinale in Berlin die Daumen und hoffe, dass sie gewinnen werden. Das würde mich freuen."