Der Cheftrainer des Regionalligisten FC Kray hatte vor kurzem verlauten lassen, dass er aus beruflichen und familiären Gründen kürzer treten und nur noch einen Amateurverein trainieren wolle. Die sportliche Leitung der Sportfreunde reagierte daraufhin gedankenschnell und lockte den Erfolgstrainer an den Pfälzer Graben, wo er die Nachfolge von Robert Reichert antritt. RevierSport sprach mit Wißel über seinen neuen Trainerposten.
Dirk Wißel, Ihr Wechsel zu einem Bezirksligisten kam für viele sehr überraschend. Was hat Sie dazu bewogen, in Königshardt zu unterschreiben? Der sportliche Leiter Marc Schwan hat offenbar die Zeitung gelesen und rief mich kurzerhand an. Wir kennen uns von der RWE-Traditionsmannschaft und waren uns sehr schnell einig. Logistisch ist das eine perfekte Lösung für mich. Ich wohne nur fünf Minuten entfernt von der Platzanlage. Die späteren Trainingszeiten kommen mir sehr entgegen und am Wochenende bin ich endlich wieder vor dem Abendessen zuhause. Zudem übernehme ich eine junge und ambitionierte Mannschaft, in der Robert Reichert in den letzten beiden Jahren schon gute Arbeit geleistet hat.
Bei Ihrem Amtsantritt in Kray haben Sie einen Landesligisten übernommen und stiegen innerhalb von zwei Jahren in die Regionalliga auf. Was ist aus Ihrer Sicht in Königshardt möglich? Als ich in Kray begann, hatten wir überhaupt keine Ambitionen. Mit diesem steilen Aufstieg konnte niemand rechnen. In Königshardt träumen die Leute von der Landesliga. Ich denke, dass wir dieses Ziel in den nächsten zwei oder drei Jahren in Angriff nehmen können.
"Ich möchte mich nicht scheiden lassen"
In dieser Saison haben Sie sich in der Regionalliga unter namhaften Profiteams getummelt. Bedauern Sie aus sportlicher Sicht den Rückzug in die Bezirksliga? Ich leide zum Glück nicht unter einer Profilneurose, deshalb fällt mir dieser Schritt nicht schwer. Es gibt für alles im Leben eine Zeit. Im nächsten Jahr ist es für mich an der Zeit, in der Bezirksliga zu trainieren. Darüber bin ich momentan auch sehr froh, denn ich möchte mich nicht von meiner Frau scheiden lassen. Es ging mir darum, einen vernünftigen Spagat zwischen Familie, Beruf und dem Fußball zu schaffen. Deshalb habe ich mich zu diesem Schritt entschieden.
Verlassen Sie die Buderusstraße dennoch mit einem weinenden Auge? Natürlich! Wir haben in den letzten Jahren einen unglaublichen Erfolg gehabt. Ich wünsche meinem Nachfolger und dem gesamten Klub alles Gute für die Zukunft. Bis zum Sommer werde ich mich auch voll reinhängen. Wir werden weiter um den Klassenerhalt kämpfen und uns nicht freiwillig auf den Rücken legen. Grundsätzlich bleibe ich aber bei meiner Meinung, dass der Klub und auch die Trainer nicht regionalligatauglich sind. Wenn das schon ein Lokalreporter aus der Weltstadt Lotte so sieht, ist da durchaus etwas Wahres dran. Am kommenden Freitag werde ich nicht beim Training sein können, da ich im Auftrag des RWE-Konzerns in Berlin bin. Das müsste ich mal meinem Trainerkollegen Maik Walpurgis erzählen. Damit werde ich ab der nächsten Saison aber keine Probleme mehr haben.