Im Zentrum des Städtedreiecks Dortmund, Münster und Hamm ist die Gemeinde Nordkirchen gelegen. Hier geht es normalerweise noch ruhig und beschaulich zu, die Welt ist noch in Ordnung - doch wenn Derbyzeit ist, dann ist die ganze Gemeinde auf den Beinen. Am Ostermontag ist es wieder soweit: In der Bezirksliga Westfalen Staffel 8 kommt es zum Ortsduell zwischen dem FC Nordkirchen und dem SV Südkirchen.
"Uns trennen so viele Welten"
Die Ausgangslage könnte für beide Teams wohl kaum unterschiedlicher sein. Der FC Nordkirchen geht als Tabellenzweiter in die Partie und kämpft seit Saisonbeginn um den Aufstieg. Die Mannschaft von Trainer Heiko Ueding ist mit zwei Siegen aus drei Spielen gut aus der Winterpause gekommen und liegt weiter mit vier Punkten Rückstand auf den Lüner SV als erster Jäger an Rang zwei im Klassement. "Wir wollen aufsteigen, das ist klar, wir dürfen uns aber keine großen Ausrutscher mehr erlauben, denn Lünen spielt sehr konstant. Wenn wir nicht Erster werden, dann soll es aber Platz zwei sein", skizziert Nordkirchens 1. Vorsitzender Dirk Jakobs das Saisonziel.
Mit dem SV Südkirchen trifft der FCN nun auf eine Mannschaft, die bis dato nur exakt ein Drittel so viele Punkte auf dem Konto hat wie der Favorit. Im Hinspiel gewann Nordkirchen mit 3:0. "Wir haben acht gebürtige Nordkirchener in unserer Mannschaft, für das Derby muss also niemand extra motiviert werden. Das wird wieder eine ganz tolle Sache", freut sich Jakobs auf die Partie am Ostermontag. Ganz ähnlich gestaltet sich aber auch die Gefühlswelt bei Südkirchens Coach Holger Gehrmann, der die Ausgangslage recht realistisch einschätzt: "Unter normalen Umständen sollten sie uns schlagen. Der Druck liegt aber allein bei Nordkirchen, für uns sind das Extrapunkte. Uns trennen so viele Welten, nicht nur sportlich, sondern auch finanziell. Sich gegen Nordkirchen hinten rein zu stellen wäre aber tödlich, deshalb wollen wir frisch und frei auf- und mitspielen."
Südkirchen zuletzt mit klar aufsteigender Tendenz
Der Underdog zeigte sich zuletzt aber viel stabiler als noch in der Hinrunde. "Die Mannschaft hatte in der Hinserie keine absolute Fitness. Wir haben in den sieben Wochen Winterpause aber viel wettgemacht und das sieht man ja auch in den Ergebnissen", verweist Gehrmann auf die starken Partien nach der Pause, als man daheim zunächst mit 4:0 gegen Phönix Eving und dann mit 4:1 gegen SuS Kaiserau gewann. "Wir wissen natürlich um die Schwere der Aufgabe im Derby, doch wir fahren dort bestimmt nicht hin, um uns das schöne Schloss anzuschauen", will Gehrmann etwas aus dem Ortsvergleich mitnehmen.
In der direkten Umgebung des größten Wasserschlosses Westfalens, das auch als das "Westfälische Versailles" bezeichnet wird, würde auch Thomas Närdemann gerne an der weiteren Bezirksligazugehörigkeit des SV Südkirchen werkeln. "Wir wollen weiter Bezirksligafußball anbieten und da wäre ein Punkt im Derby schon eine tolle Sache. Die große Rivalität wird aber schon eine Rolle spielen", hofft der Fußballabteilungsleiter des SVS allerdings auf einen sportlich fairen Verlauf. Seit mehr als 30 Jahren spielt Südkirchens Erste in der Bezirksliga und stellt damit eine echte Institution in dieser Klasse dar.
"Wir gewinnen mit 3:0"
Der FC Nordkirchen dagegen plant den nächsten Schritt und will unbedingt in die Landesliga. Da die beiden Reserveteams der Ortsrivalen ebenfalls unmittelbar vor dem Duell der ersten Mannschaften aufeinandertreffen, hofft man in Nordkirchen bei gutem Wetter auf einen Andrang von 500 bis 600 Besuchern. Eine klasse Kulisse für ein Bezirksligaduell. "Wir haben noch keine Konstanz, dafür hat Nordkirchen aber den Druck", sagt Südkirchens Coach Holger Gehrmann. "Wir gewinnen mit 3:0", ist sich dagegen Nordkirchens 1. Vorsitzender Dirk Jakobs sicher. Es herrscht Derbyfieber im "Westfälischen Versailles"...