Den vorläufigen Schlussakt des Possenspiels bildete jetzt eine außerordentliche Mitgliederversammlung, in der der erste Vorsitzende der Viktoria, Josef Wiedenau, die Vertrauensfrage stellte und das Votum mit 67:42 Stimmen gewann. Die Folge daraus ist, dass die gesamte Mannschaft, die binnen zwei Jahren von der Kreisliga B in die Bezirksliga durchmarschiert ist, den Verein verlässt.
Kurzer Rückblick: Was war passiert? Der erste Akt
Am 28. Spieltag kam es zum Eklat: Nach dem Schlusspfiff im Spiel gegen die DJK Vierlinden (Endergebnis 2:2) diskutierten die Spieler von Viktoria Wehofen vehement mit dem Schiedsrichter. Es ging um einen nicht gegebenen Elfmeter und um die nicht vorhandene Nachspielzeit - so weit alles relativ normal. Doch dann eskaliert die Situation und Josef Wiedenau ging gegen seinen eigenen Spieler vor. "Er hat Sadat Lusnjani am Hals gepackt und die Wand hochgedrückt“, schildert Mittelfeldspieler Cemil Vural die Geschehnisse. „Dann haben wir als Team beschlossen, dass wir ein solches Verhalten nicht akzeptieren können und haben das folgende Training boykottiert. Außerdem wurde bei der Polizei Anzeige gegen Herrn Wiedenau erstattet."
Wiedenau wiederum begründet sein Verhalten folgendermaßen. „Ich habe für Ordnung gesorgt, weil einige Spieler ausgeflippt sind. Ich muss aber zugeben, dass ich über das Ziel hinausgeschossen bin. Ich bin dann aus taktischen Gründen zurückgetreten, damit sich alles wieder beruhigt.“
Akt Nummer zwei
Nach dem Rücktritt Wiedenaus setzte sich die Mannschaft um Cemil Vural im Entscheidungsspiel um den Aufstieg im Elfmeterschießen durch. Doch anstatt einer ausgelassenen Aufstiegsparty ging es in den zweiten Akt der bühnenreifen Vorstellung - Wiedenau erklärte seinen Rücktritt vom Rücktritt und war wieder im Amt. Unter dem ersten Vorsitzenden wollte die Mannschaft aber nicht mehr spielen und so kam es zur außerordentlichen Mitgliederversammlung.
Der vorläufige Schlussakt
Die Abstimmung auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung fiel relativ klar zu Gunsten von Wiedenau aus. Auch der Trainer der Wehofener, Ahmet Tutal, war bei der Versammlung selbstredend mit dabei und leugnete nicht, dass auch ein wenig Wehmut im Spiel war: "Mir kamen die Tränen, mein Herz hat geblutet. Ich bin mit den Jungs zwei Jahre lang durch jeden Mist gegangen und jetzt geht alles wofür wir zusammen gekämpft haben so kaputt." Trotz der gemeinsamen Vergangenheit mit den Spielern macht Tutal aber deutlich, dass "wenn Josef Wiedenau gegangen worden wäre, dann wäre ich auch weg gewesen. Unter meiner Leitung wird keiner der Akteure mehr ein Spiel für Wehofen machen."
Neustart und unrühmliche Nebenschauplätze
Der dramaturgische Höhepunkt der "Aufführung" ereignete sich nach der eigentlichen Mitgliederversammlung. Schlägereien und Auseinandersetzungen prägten das Bild nach der Veranstaltung. "Was da passiert ist, ist für das ganze Umfeld einfach nur schlecht. Sogar Wehofener unter sich haben sich geschlagen - das hat mit Sport dann nicht mehr im Entferntesten was zu tun", war Tutal bedient von Ereignissen nach der Mitgliederversammlung. "Ich höre immer nur Wehofen hier und Wehofen da, ich will endlich mal wieder über das Sportliche reden können. Ich will mich wieder nur auf den Fußball konzentrieren können."
Den Neustart bei der Viktoria geht Tutal momentan mit 17 Spielern an, mit denen er die Vorbereitung angeht und auch schon zwei Testspiele absolviert hat. Sein erster Eindruck: "Das sind alles gute Jungs, sehr gute Jungs. Der ein oder andere Spieler wird noch zu uns stoßen und dann werden wir auch in der Bezirksliga eine gute Mannschaft stellen können. Der gesamte Verein hat so lange für die Bezirksliga gekämpft, das wollen wir jetzt nicht wieder hergeben." Auch für seine ehemaligen Schützlinge hat der Coach noch einen Wunsch: "Ich wünsche allen das Beste, letztendlich sind wir alle Sportskameraden. Es soll jetzt aber endlich mal wieder Ruhe einkehren." Bleibt abzuwarten ob die Theaterbühne in Wehofen tatsächlich jetzt geschlossen bleibt.