Während das Team erst ein paar mal wieder am Ball war, hat sich im Verein schon so einiges getan. Mit dem Ende der vergangenen Saison hat ein kompletter Umbruch begonnen.
Bei Kray 04 ist alles neu. Trainer, Funktionsteam, sogar die Mannschaft: Trainer Ralf Agolli muss 23 Neuzugänge zu einem Team formen und für den Meisterschaftsbetrieb rüsten. Und das in kürzester Zeit, weil die neue Saison bereits am 21. August beginnt. Die Aufgabe wird noch erschwert, denn der Verein befindet sich in einem finanziellen Engpass. Das macht einen Neuanfang unumgänglich.
Der Trainer geht – die Spieler folgen
Nach dem Ablauf der letzten Saison hat Dirk Möllensiep den Verein verlassen. 14 Jahre war er als Spieler und zuletzt als Trainer engagiert und mit seinem Weggang endet eine Ära. Keine sportlichen Erfolge, den Spaß an der Arbeit bei Kray verloren – jetzt sucht Möllensiep in seinem Wechsel zum VfB Fronhausen eine neue Herausforderung. Keiner der Spieler wollte in der Folge dem SV Kray treu bleiben. Alle suchten sich einen neuen Verein. Niemand war dazu bereit, den neuen Weg mitzugehen und dem Verein trotz finanziellen Abstrichen aus der Krise zu helfen.
Da trat Ralf Agolli auf den Plan. „Wir fangen bei Null an“, hat er die Lage des Vereins auf den Punkt gebracht. Einst führte Agolli die Frauenfußball-Mannschaft der SG Essen Schönebeck in die Bundesliga. Jetzt wird er alles daran setzen, dass der schwarz-weiße Bezirksligist wieder bessere Zeiten sieht. Eigentlich nicht sein Anspruch. Aber Kray 04 ist für den Trainer mit der A-Lizenz eine Herzensangelegenheit: „Ich möchte dem Verein jetzt zurück geben, was ich früher von ihm bekommen habe.“ Für seinen Heimatverein verzichtet der 50-Jährige auf seine geplante Auszeit aus dem Trainergeschäft.
Dass Agolli einen zeitlich sehr begrenzten Verbleib beabsichtigt, ist kein Geheimnis. „Ich bleibe, bis wir das Schiff wieder in Lot gebracht haben“, verspricht er aber. So ist es mit dem Vorstand so vereinbart. Gemeinsam wird jetzt schon ein Nachfolger gesucht, der langfristig das Amt übernehmen kann.
Klassenerhalt als Zielvorgabe
Bis dahin investiert Agolli Zeit und Nerven, um seine Mannschaft in eine erfolgreiche Bezirksligasaison zu führen. Das primäre Ziel: „Wir wollen die Klasse halten.“ Höhere Ansprüche nimmt keiner in den Mund. Nach den ersten Übungseinheiten ist der Trainer optimistisch gestimmt, im 23er-Kader sieht Agolli „eine gute Mischung aus älteren und vielen jungen Spielern“. Nachholbedarf besteht noch in der Taktik. „Viele haben noch nicht so intensiv im taktischen Bereich gearbeitet, aber wir haben einige, die wir formen können. Und wir werden versuchen jeden einzelnen zu verbessern.“, erklärt Agolli das ambitionierte Unterfangen des Trainerstabs. Schritt für Schritt sollen die Spieler sich zu einem Team zusammenfinden, bis sie perfekt aufeinander abgestimmt sind. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Defensive: „Das Team soll so kompakt auftreten, dass es schwer ist, gegen uns ein Tor zu schießen“.
„Wir werden keinem Spieler nachheulen“
Eine Mannschaft in der kurzen Sommerpause aufzubauen, ist selbst für das professionelle Trainerteam eine Herausforderung. Agolli sieht in der schwierigen Aufgabe aber nicht unbedingt einen Nachteil. Auf dem Papier war die Mannschaft des Vorjahres zwar besser aufgestellt. „Mehr aber auch nicht“, sagt er. Schließlich konnte die Mannschaft in den vergangenen Jahren keine sportlichen Erfolge erzielen. Im letzten Jahr erspielte sich das Team nur den neunten Platz im grauen Mittelfeld der Tabelle. „Alle sind abgehauen, obwohl sie nichts gebracht haben“, ärgert sich der Trainer über das unsportliche Verhalten der Abgänger.
Die neue Mannschaft hingegen zeigt sich motiviert und charakterstark. Das Konzept kommt bei den Spielern sehr gut an – auch wenn sie woanders besser für ihren Einsatz entlohnt werden könnten. „Hier bekommen die Jungs Wertschätzung und sie haben Spaß am Fußball. Deswegen kommen sie gerne“, erklärt der Trainer. Das findet er „eh besser, als Spieler, die nur nach dem Geld gehen.“ Und so beginnt in Kray eine neue Ära, die laut Agolli erfolgreich sein wird, „wenn alle weiter mitziehen und ihre sportliche Einstellung behalten.“