Auch im RS-Interview wird deutlich: Niedrig hat zu kämpfen gelernt - gegen das Heroin, gegen Verletzungen und gegen den inneren Schweinehund. Dabei ist er heute nicht nur ein erfolgreicher Hochleistungssportler, sondern auch Motivator. Mit seinen Vorträgen will er Jugendlichen und Erwachsenen zeigen, wie wichtig es ist, sich Ziele zu setzen und Dinge anzupacken.
Andreas Niedrig, welche Rolle spielte der Sport in Ihrer Kindheit?
Ich war schon immer glühender Schalke-Anhänger, bin auch Mitglied. Selbst war ich kein guter Kicker, hatte immer zwei linke Füße und wurde nicht als Erster in die Schulmannschaft gewählt.
Dabei feierten Sie im Schwimmen schon erste Erfolge, oder?

Andreas Niedrig trainert 40 Stunden pro Woche für sein Ziel (Foto: privat).
Ich war ein wirklich guter Rückenschwimmer, aber mit 13 Jahren hatte ich keine Lust mehr. Da konnte mein Trainer mir noch so viel über mein Talent erzählen.
Waren Sie ein Problemkind?
Ich war immer auffällig. Vor allem wollte ich gegen meinen Vater rebellieren. Er war Polizist, ich hatte drauf keine Lust. Wir sind ja eine ganze Polizistenfamilie, auch meine Schwester und mein Opa hat es dorthin verschlagen. Ich wollte auf Teufel komm raus was anderes machen.
Mit 15 Jahren kamen Sie in Kontakt mit harten Drogen wie Koks, Speed und LSD. Nach kurzer Abstinenz wurden Sie heroinsüchtig. Nach 14-monatiger Therapie haben Sie die Sucht besiegt. Gibt es noch Kontakt zur alten Szene?
Nein, die meisten sind an der Abhängigkeit zugrunde gegangen und gestorben. Zwei von ihnen leben noch in meiner Heimatstadt auf der Straße. Ich habe auch viele die Therapie abbrechen sehen, das ist ja auch keine einfache Sache.
Was war das Verführerische am Konsum?
Als Jugendlicher fühlte ich mich unsicher und allein. Durch die Drogen wird einem vorgegaukelt, dass alles nur halb so schlimm ist. Man erreicht einen Zustand, für den man aktiv nichts tun muss, das ist gefährlich. Jeder gute Zustand bedeutet aber im Vorfeld Arbeit. Das muss man erkennen.
Hat der Sport Ihnen geholfen, bis heute clean zu bleiben?
Nein, denn bevor ich mit dem Sport anfing war ich schon fünf Jahre wieder im Leben. Aber da hatte ich andere Sorgen, ich brauchte einen Job, musste mich wieder in die Gesellschaft und in die Familie eingliedern.