Doch der Reihe nach. Fußball-Profis, wenn sie verletzungsbedingt oder aus Altersgründen zum "Ex" werden, treibt immer noch die Sehnsucht nach dem Ball. Oft entdecken sie das Golfspiel. So auch Norbert Dickel. Der heutige Stadionsprecher von Borussia Dortmund, der nach seinen beiden Toren beim 4:1 gegen Werder Bremen im Pokalfinale 1989 als BVB-Publikumsliebling seine Karriere wegen einer Knieverletzung beenden musste, begann damals mit der Golfspielerei. Dickel erinnert sich: "Es war 2001, als der Betreiber der Golfanlage Juliana in Wuppertal mir sagte: Ihr Ex-Fußballer habt so viel Beziehungen. Ihr müsstet einen Klub gründen, der Soziales bewirkt. Ich stelle Euch dafür den Platz zur Verfügung."
Der Ex-Kölner und -Dortmunder rief erst mal seinen golfenden Kumpel Erdal Keser an. Die Idee der GOFUS, der golfenden Fußballer, wurde geboren. Heute gehören dem eingetragenen Verein rund 400 ehemalige und aktive Profis an. Die Liste liest sich wie ein Who is Who des deutschen Fußballs. Vereinsmanager, Vorstände, Legenden. Dickel: "Die Absicht war nie, einfach nur einen Scheck zu übergeben. Die Absicht war, etwas zu schaffen, was bleibt."
Die Fußballer wollten ihre Popularität einsetzen, um wirtschaftlich schwach gestellten Kindern und Jugendlichen zu helfen. Der Aufbau begann ganz unten. Zunächst wurden Spielplätze für die Jüngsten gebaut. Dann Bolzplätze für das "Mittelalter". Und jetzt werden Ausbildungsplätze für die gesucht, die auf dem Sprung ins Arbeitsleben stehen. GOFUS-Präsident Dickel: "Es geht nicht um Noten, es geht um hohe Sozialkompetenz, Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit. Jeder Lehrer soll uns zwei Schüler benennen. Die dürfen sich dann in ein Internet-Portal mit ihren Wünschen und Neigungen eintragen. Und unsere Partnerfirmen schauen sich dann wohlwollend die Profile an." Der Vorteil für die Betriebe: Via GOFUS ist schon eine Vorauswahl getroffen worden. Olaf Thon, auch aktiver Unterstützer des Projektes: "Die Schüler müssen begreifen, dass Erfolg nicht von alleine kommt. Ich habe auch nicht direkt in der Bundesliga angefangen, sondern musste mich erst bei der STV Horst Emscher festbeißen." Dickel ergänzt: "Wir wollen Jugendliche fördern und fordern, die den Willen zur Leistung haben - auch wenn ihr Notendurchschnitt aus welchen Gründen auch immer nicht phänomenal ist."
Mal eben lächelnd einen Scheck in die Kamera halten ist einfach. Aber "Platz da!" zu rufen und zu schaffen für diejenigen, die sonst keine Stimme haben: Das ist eine Idee. Und offensichtlich scheint die Wirtschaft trotz der Krise eine Idee Realität werden zu lassen. Wozu Golfen doch gut sein kann...