Peter Bosz legte die Stirn in Falten. Beim Versuch, die nächste heftige Ohrfeige im Kampf um die Champions League zu erklären, wirkte der Trainer von Bayer Leverkusen zunehmend ratlos. „Es gibt nicht diesen einen Grund“, haderte der Niederländer nach dem 1:2 (0:1) gegen Arminia Bielefeld: „Da kommen momentan mehrere Sachen zusammen. Natürlich sitzt diese Phase auch in den Köpfen der Spieler fest.“
Der vermeintliche Befreiungsschlag aus der Krise, das 1:0 bei Borussia Mönchengladbach am vergangenen Wochenende, war am Sonntag nichts mehr wert. Nur einen mageren Punkt holte die Werkself aus den drei Heimspielen gegen Bielefeld, Freiburg und Mainz. Zu wenig für die eigenen hohen Ansprüche - die Luft für Bosz unterm Bayer-Kreuz wird dünner, die Laune des 57-Jährigen sichtbar schlechter.
„Ich bin sehr sauer“, meckerte Bosz, dessen Mannschaft vier Punkte von der Champions League trennen, bei nur zwei Zählern Vorsprung auf Platz sieben. Doch „rechnen und auf die Konkurrenz schauen, bringt uns momentan gar nichts, wenn wir selbst verlieren“, konstatierte Bosz.
Die Vereinsspitze verfolgt die jüngsten Entwicklungen mindestens mit Sorge - und erhöht den Druck auf ihren Coach. Zwar sei Bosz „immer noch derselbe Trainer wie vorher“, sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler im kicker. „Er weiß aber auch bei aller Wertschätzung und Rückendeckung, die er von uns bekommt, dass wir einen anderen Anspruch haben. Mit diesem Druck und dieser Kritik, ob intern oder von den Medien, muss er umgehen - und das kann er auch.“
Die Spieler seien nun gefordert, ergänzte Völler. Die haderten ebenfalls mit der Niederlage gegen den Aufsteiger. Es passe einfach zur Situation in der Rückrunde, beklagte Nationalspieler Jonathan Tah. „Wir kriegen zu einfache Gegentore, haben nicht so viele Lösungen gehabt. Trotzdem hatten wir genug Chancen, um das Spiel zu gewinnen“, betonte der Innenverteidiger genervt.
„Mir fehlen ein bisschen die Worte, weil wir das Spiel vom Gefühl her wieder im Griff hatten. Dann kriegen wir zwei unnötige Tore und haben genug Chancen, machen aber kein Tor“, fügte der schwache Nadiem Amiri hinzu, der die Riesenchance zur frühen Führung (7.) vergeben hatte.
Ganz anders sah die Gefühlswelt bei den Gästen aus Bielefeld aus, die ihrem neuen Trainer Frank Kramer den ersten Sieg geschenkt und dadurch die Abstiegsränge verlassen hatten. „Ich bin total glücklich für die Mannschaft, weil sie sich für den wahnsinnigen Aufwand belohnt hat“, sagte Kramer: „Die Heimreise werden wir mit einem kleinen Lächeln im Gesicht antreten.“
Sein überragender Torhüter Stefan Ortega stand dieses Lächeln ins Gesicht geschrieben: „Nach der ganzen Scheiße, die wir die letzten Wochen gespielt haben, ist es jetzt für einen Moment extreme Freude.“ sid