Guido Burgstaller hat einen Riesenanteil am beeindruckenden Aufschwung des FC St. Pauli. „Er ist sicherlich das Gesicht der Wende“, sagte Sportchef Andreas Bornemann über den 31 Jahre alten Österreicher. Mit sechs Toren in den vergangenen sechs Spielen war er der Wegbereiter des katapultartigen Sprunges der Hamburger aus der Abstiegszone ins Mittelfeld der 2. Fußball-Bundesliga. „Wer aus solchen Situationen Tore macht, wer das Spiel so öffnet, so arbeitet für das Team und für die Spieler drum herum so wertvoll ist, hat sicherlich einen großen Anteil“, lobte Bornemann den Ex-Schalker.
Nach dem erneut starken Auftritt beim 2:1 (1:0) in Nürnberg, bei dem die Hanseaten ihren dritten Auswärtssieg in Serie nur durch eine äußerst fahrlässige Chancenverwertung selbst in Gefahr brachten, stellte der Torjäger weitere sportliche Höchstleistungen in Aussicht. „Wenn wir so auftreten wie heute, wird es schwer, gegen uns zu spielen“, warnte Burgstaller die Konkurrenz. „So wie wir zur Zeit drauf sind - da müssen wir weitermachen.“
Das plötzliche Hoch beim Kiezclub, der in der Hinrunde 13 Spiele in Serie sieglos geblieben war, ist beachtlich. Zu Weihnachten war St. Pauli mit mageren acht Punkten aus zwölf Punktspielen Vorletzter - mit vier Punkten Rückstand auf die Rettungszone. Nach weiteren neun Spielen haben die Braun-Weißen 25 Zähler auf dem Konto und liegen sieben Punkte über dem Relegationsplatz.
Wie war dies möglich? Durch die Rückkehr Burgstallers, der im Oktober wegen schwerwiegender Nierenprobleme gut zwei Monate ausfiel, allein nicht. „Er ist ein wichtiger Spiel für uns, braucht aber auch die Jungs um ihn herum“, betonte Chefcoach Timo Schultz. Indes: Der Stürmer (6 Tore/2 Assists) traf in den jüngsten sechs Partien je einmal - das war 15 von 18 möglichen Punkten wert und bedeutet die Einstellung seines persönlichen Rekords.
Dabei half ihm aber auch, dass in Daniel-Kofi Kyereh (6/8), Rodrigo Zalazar (5/2) zwei im Sommer geholte Neue nach der Krise des Teams zur Top-Form zurückfanden. Der im Herbst gekommene James Lawrence ist mittlerweile ein starker Abwehrchef. Und Winterzugang Omar Marmoush (3/1) traf in Nürnberg per Foulelfmeter schon zum dritten Mal.
Der wegen der Hinrunden-Krise stark in die Kritik geratene Sportchef Bornemann lieferte in der Winterpause. Durch die Wolfsburger Leihgabe Marmoush ist die Offensiv-Power größer geworden, Dejan Stojanovic hat den erst aussortierten und dann nach Belgien abgewanderten langjährigen Stammtorhüter Robin Himmelmann bestens ersetzt, und in Eric Smith kam ein erfahrener Sechser dazu, der für die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive sorgt.
Außerdem blieben Bornemann und Clubchef Oke Göttlich trotz der zwischenzeitlichen Talfahrt ruhig und hielten an Trainer Timo Schultz fest. Viele Mosaiksteinchen führten zum aktuellen positiven Gesamtbild. dpa